Markus Fein, Musikdramaturg : Der Etiketten-Stürmer
■ 39, Kunst- und Musikwissenschaftler, promovierte über den zeitgenössischen Komponisten Bruno Maderna Foto: dpa
Da hat er jetzt endlich Karriere gemacht. Dabei hatte Markus Fein gar nicht so ausgesehen, auch nie öffentlich davon gesprochen, dass er die niedersächsische Provinz zu eng finde und weg wolle in die Metropole.
Doch jetzt, zum Ende der Musiktage Hitzacker an diesem Wochenende, lässt es sich nicht mehr verheimlichen: Der langjährige Leiter des Festivals wird nicht wiederkommen, sondern sitzt bereits seit Januar hauptberuflich auf einem andern Stuhl: dem des Musikdramaturgen der Berliner Philharmoniker nämlich, wo er den Intendanten Martin Hoffmann unterstützen soll. Programme für den Kammermusiksaal soll er entwerfen und ganz allgemein die Öffnung des Hauses betreiben.
Das wird ihm nicht schwer fallen. Hat Fein, der seit 2002 die Musiktage Hitzacker und seit 2007 auch die Niedersächsischen Musiktage leitete, doch genau dies permanent getan: Musik fürs Publikum und das Publikum für neue, andere Musik öffnen – und das keineswegs auf plumpe Art.
Vielmehr hat er sensibel und konsequent Grenzen überschritten und etwa Sufi-Musik mit Mozart-Werken vergleichen lassen – eine Idee, die so gut war, dass das Schleswig-Holstein Musikfestival sie in diesem Jahr kopierte. Ein anderes Mal hat Fein gleich das ganze Hitzacker‘sche Festivalorchester „ins Labor“ gesetzt. Da wurden Klänge seziert, Parfüm zur Musik des Synästhetikers Alexander Skrjabin in den Saal gesprüht und die Musiker auch mal mitten ins Publikum gesetzt. Damit die Grenzen zwischen Podium und Auditorium sehr konkret aufgelöst würden. Auch jene – der studierte Kunsthistoriker Fein lässt grüßen – zwischen Landschaft und Musik: Wander-Konzerte durch Hitzackers Wald und Auen gehören seit Jahren dazu.
Ist das nun ein Gesamtkunstwerk? Vielleicht, aber so pathetisch würde Fein es nicht sagen. Vielleicht eher eine Collage – wie die Kombination mongolischer Obertonsänger und Schweizer Jodler unter dem Motto „Umsungen“ anno 2008. Auch da wollte er Etiketten wie „Klassik“ und „Folklore“ abreißen und jedes Relativieren verunmöglichen. Es ist ihm geglückt. Und das wird es auch in Berlin. PS