hamburg heute : Einen Matrosen kaufen
„Moby Dick“ und „The Immortal Story“: Der maritime Orson Welles im Metropolis
Ob ein Regisseur „maritim“ ist oder nicht – er würde sich nicht festlegen wollen. Es sei denn, er zählte zur Fraktion derer, die schlichtestes Seemannsgarn erzählen, aber von denen soll hier nicht die Rede sein. Bei der heute zu erlebenden Veranstaltung geht es vielmehr um eine Mixtur aus Film und Vortrag, die sich dem „maritimen Orson Welles“ verschrieben hat und zum Rahmenprogramm der Kunsthallen-Schau „Seestücke“ zählt.
Zu sehen ist „Moby Dick“, die filmische Kurzfassung des verschollenen Welles’schen Theaterstücks „Moby Dick Rehearsal“, in dem eine Schauspielertruppe zunächst lustlos, dann zusehends engagierter den Melville’schen Stoff probt.
Einen bizarren Kontrapunkt hierzu bildet der zweite Film des Abends, „The Immortal Story“, der auf einer Erzählung Karen Blixens beruht, in deren Verlauf ein reicher, kinderloser Kaufmann einen Matrosen kauft, der mit seiner Frau ein Kind zeugen soll. Doch entscheidend ist nicht der Plot, sondern die morbide Stille, die diesen Film durchzieht. Der lässt sich trotz seines Minimalismus als Rückschau auf Welles’ eigene Karriere lesen und ist eines der konzentriertesten Werke des schauspielenden Regisseurs. Den zugehörigen Vortrag liefert Stefan Drößler. Er ist Direktor des Münchner Filmmuseums und wesentlich mit der Restaurierung des Orson-Welles-Nachlasses befasst. PS
18. 30 Uhr, Metropolis