Grünzüge

Für eine Stadtplanung, die Grünflächen verbindet und ein grünes Band durch die Stadt spannt

Wer das Netzwerk „Grünzüge für Berlin“ unterstützen möchte, braucht nur zu den monatlichen Treffen zu kommen. Ort und Zeit werden auf der Homepage des Netzwerks veröffentlicht:

■ Menschenkette für Grünzüge

Vom Park am Nordbahnhof bis zum Volkspark Schönholzer Heide.

Am 13. August von 16 bis 16.30 Uhr.

■ www.gruenzuege-fuer-berlin.de

„Ein grünes Netz für Berlin“ lautet die Vision des Berliner Netzwerks „Grünzüge für Berlin“. Die Idee: Alle Grünflächen der Stadt miteinander zu verbinden. Initiatorin des Netzwerks ist Antje Henning. „Nicht jeder hat das Glück, an einem Park zu wohnen“, erklärt sie. Viele müssten die U- oder S-Bahn nehmen, um zu größeren Grünflächen wie dem Tiergarten oder dem Tempelhofer Feld zu gelangen. Deshalb setzt sich die Initiative dafür ein, dass alle BerlinerInnen die Möglichkeit bekommen, die Stadtparks zu Fuß zu erreichen.

Um auf dieses Anliegen aufmerksam zu machen, organisiert die Initiative am 13. August eine Menschenkette. Mit ihr sollen verschiedene Grünflächen im Norden Berlins zwischen Wedding und Pankow miteinander verbunden werden. Vom Park am Nordbahnhof bis hin zum Volkspark Schönholzer Heide soll sich die Kette erstrecken und die dazwischen liegenden Flächen wie den Mauerpark und den ehemaligen Mauerstreifen miteinander verbinden. „Wir wollen einen grünen Faden durch den Norden Berlins ziehen“, sagt Henning.

Die Idee für das Netzwerk kam Henning, die sich selbst als „Grünflächenfreak“ bezeichnet, als sie 2009 das „Nasse Dreieck“ nördlich der Bornholmer Straße entdeckte. Sie erkundigte sich bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, ob die Fläche auch im Süden mit dem Mauerpark und im Norden mit dem weiteren Mauerstreifen verbunden wird. Schnell merkte sie, dass es an vielen Stellen hakt. Dabei sollte im Rahmen des Projekts „Grünes Band Berlin“ der Mauerstreifen komplett für FußgängerInnen und RadfahrerInnen erschlossen werden. Statt den grünen Streifen auszubauen ließ es die Bezirksverwaltung zu, dass auf der Höhe des S-Bahnhofs Schönholz zwei Supermärkte gebaut wurden, die das „Grüne Band Berlin“ an dieser Stelle durchschneiden. „Es muss zum Tabu werden, dass so etwas passiert“, bemerkt Henning. Wege entlang der Gleise und der Flussufer müssten wieder einen besonderen Stellenwert in der städtischen Planung bekommen.

Aus diesem Grund fasste Antje Henning den Entschluss, dass von BürgerInnenseite Druck auf die Politik ausgeübt werden muss. Im Jahr 2010 gründete sie schließlich das Netzwerk, nicht nur, um die Verbindung aller Grünflächen der Stadt voranzutreiben, sondern auch, um die bereits vorhandenen Freiflächen, insbesondere stillgelegte Rangier- und Güterbahnhöfe oder eben den ehemaligen Mauerstreifen, für die öffentliche Nutzung als Grünfläche zu sichern.

Seit der Gründung des Netzwerks ist sie viel unterwegs, um neue Aktive für ihr Netzwerk zu gewinnen, am liebsten berlinweit und in allen Stadtteilen. Dabei ist sie auch auf die Informationen und Ortskenntnisse der BerlinerInnen angewiesen. „Viele Grünflächen kenne ich gar nicht“, erklärt Henning. Vor Kurzem erst habe sich eine Frau bei der Partnerorganisation Grüne Liga gemeldet, die sich für den ehemaligen Güterbahnhof Wilmersdorf einsetzen wollte.

Engagierten BürgerInnen wie diesen möchte Grünzüge für Berlin eine Plattform bieten, mit deren Hilfe sie ihre Erfahrungen miteinander teilen und gemeinsam für den Erhalt der jeweiligen Flächen kämpfen können. Seit seiner Gründung ist Grünzüge für Berlin eng mit den Berlin-Flaneuren verbunden, die sich für ein Netz aus Fuß- und Erholungswegen durch Berlin einsetzen. Neben der Grünen Liga wird Grünzüge für Berlin auch von der Berliner Landesgemeinschaft für Naturschutz e. V. (BLN) unterstützt.

Darüber hinaus arbeitet das Netzwerk mit Initiativen aus den jeweiligen Kiezen zusammen. So beteiligt sich etwa die Mauerparkstiftung Welt-Bürger-Park an der Menschenkette am kommenden Samstag. Auch zur AG Gleisdreieck und zur BI Westtangente, die für den Erhalt sowie für die weitere Begrünung Berlins kämpfen, wurden bereits Kontakte geknüpft. „Wir wollen ein Dach für diese Initiativen bilden, damit sie nicht ausschließlich als einzelne Anwohnerinitiativen, sondern auch im größeren Zusammenhang der städtischen Grünflächenplanung wahrgenommen werden“, erklärt Henning.

Die politische Arbeit ist das letzte wesentliche Aufgabengebiet der Initiative. So stellte sie zum Schicksal des Rangierbahnhofs Pankow und des ehemaligen Mauerstreifens mehrere Bürgeranfragen an die BVV Pankow. Auf dem Gelände des Rangierbahnhofs sollen ein Einkaufszentrum und zwei Möbelmärkte entstehen. Im Umweltausschuss Mitte und im direkten Gespräch mit Bezirkspolitikern hat die Initiative ihre Vorschläge für die Verbindung des Parks am Nordbahnhof mit dem Volkspark Humboldthain und dem Mauerpark vorgestellt. Um der Politik zu signalisieren, dass der Erhalt dieser Flächen für die Bürger große Priorität hat, will sie für den Kauf verschiedener Flächen Spenden sammeln. „Die Grünflächen sind ein essenzieller Bestandteil der Stadt. Es wird Zeit, dass auch die Politik das versteht“, appelliert Henning.

LUKAS DUBRO