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Archiv-Artikel

Illegales Tropenholz weiterhin im Handel

Mit einer Selbstverpflichtung wollen die deutschen Holzhändler illegale Rodungen in den Lieferländern eindämmen. Es bleibt aber bei einer Absichtserklärung. Auf verbindliche Regeln und Kontrollen wollen und können sie sich nicht einigen

VON PAULA SCHEIDT

Wird für meinen Gartenstuhl der Regenwald abgeholzt? Das fragt sich mancher beim Möbelkauf: Wurde der Rohstoff mit staatlicher Genehmigung gefällt oder stammt er aus zweifelhaften Quellen? Die deutschen Holzhändler wollen nun illegale Rodungen verhindern und die Kunden besser informieren.

Der „Gesamtverband Deutscher Holzhandel“ setzt dabei auf einen Verhaltenskodex für Holzimporteure. Der Kodex ermahnt die deutschen Holzhändler in dreierlei Hinsicht: Sie sollen dem Washingtoner Artenschutzabkommen folgen, das den Handel mit geschützten Tieren und Pflanzen verbietet und dessen Einhaltung ohnehin vom deutschen Zoll überprüft wird. Sie sollen zweitens die „Embargo-Empfehlungen“ von UNO und Europäischer Union beachten – bindende Regeln, die ebenfalls bereits vom Zoll überwacht werden. Und sie sollen drittens den Handel mit illegal geschlagenem Holz verhindern.

Mehrere deutsche Händler engagieren sich schon länger für mehr Transparenz, die prominentesten sind Obi und Espen. „Einige Mitgliedsfirmen“ des Verbandes leisteten aber „deutlichen Widerstand“, schreibt die Fachzeitschrift Holz-Zentralblatt. Sie fürchten durch die Bekanntgabe der Zulieferer wichtige Importquellen zu verlieren. Außerdem schieben sie den Zwischenhändlern einen Teil der Schuld zu: Aus Angst, künftig in der Lieferkette übersprungen zu werden, würden sie ihre Quellen geheim halten. Der Holzverband hatte den Kodex bereits vor zwei Jahren formuliert. Wegen der Meinungsverschiedenheiten konnte er aber erst Mitte Juni verabschiedet werden.

Mehr Transparenz ist dringend notwendig: Dem World Wide Fund for Nature (WWF) zufolge werden über die Hälfte aller Tropenholzimporte in die EU illegal geschlagen. In Indonesien würden über 70 Prozent der Hölzer unerlaubt gefällt, in Brasilien seien es über 60 Prozent. Bisher haben die Importe von illegal geschlagenem Holz in Deutschland keine rechtliche Konsequenzen. Das Urwaldschutzgesetz der Grünen scheiterte vor einem Jahr im Bundestag. Auch auf EU-Ebene gibt es bisher keine verbindlichen Regeln für den Herkunftsnachweis.

Was der Holzverband in seinem Kodex als „wegweisenden Beschluss“ bezeichnet, ist laut Johannes Zahnen, Holzexperte beim WWF, bedeutungslos. „Dem Papier fehlt der Inhalt.“ Zwar steht im Kodex, dass die Mitglieder des Holzverbandes den Handel mit illegal geschlagenem Holz ausschließen. Wie das aber garantiert werden soll, bleibt vage: Die Händler werden lediglich aufgefordert, ihre Lieferanten nach der Herkunft zu fragen und sie zu Legalitätsnachweisen zu motivieren.

Der WWF fordert den Holzverband und ihre Mitglieder deshalb zu verbindlichen Regeln auf. Die Holzhändler müssten dazu verpflichtet werden, die Kette ihrer Zulieferer offenzulegen. Nur so könnten illegale Holzschläge verhindert werden. Als beste Lösung sieht Zahnen ein unabhängiges Gütesiegel.

Ein solches vergibt die Organisation Forest Stewardship Council (FSC). Das FSC-Siegel kennzeichnet Holzprodukte, die nachhaltigen Kriterien und den Gesetzen des Herkunftslandes entsprechen. Vom Wald bis zum Endverbraucher wird jede Stufe des Handels und der Verarbeitung kontrolliert. Schwarz, Vorstandsmitglied des Holzverbandes, möchte die Entscheidung aber jeder Firma selbst überlassen: „Wir haben Geschäftsgeheimnisse wie in jeder anderen Branche auch. Woher das Holz kommt, kann man leicht überprüfen.“

Nicht überprüfen kann man allerdings, ob legal gerodet wurde oder nicht. Von den rund 1.000 Mitgliedern des Holzverbandes sind nur etwa 50 mit dem FSC-Siegel zertifiziert. „Ein Beispiel sollte sich der deutsche Holzhandel an der Papier- und Druckindustrie nehmen“, sagt Zahnen. Dort etabliert sich das FSC-Siegel erst seit kurzem. Trotzdem besitzen bereits mehr Unternehmen ein Siegel als in der Holzbranche.