Ursache für Trafo-Ausfall im AKW Brokdorf unklar

REAKTORPANNE Kraftwerk bleibt zunächst vom Netz. Kritik an der Informationspolitik von Betreiber Eon

KIEL/HANNOVER dpa/dapd | An dem seit Sonntag abgeschalteten Atomkraftwerk Brokdorf haben Experten damit begonnen, die Ursache für den Defekt eines Transformators zu untersuchen. Einer von zwei Transformatoren, die den produzierten Strom für den Transport auf einer 380-Kilovolt-Leitung umwandeln, hatte sich abgeschaltet, wie eine Sprecherin der Betreiberfirma Eon am Montag erläuterte. Eon habe zahlreiche Spezialisten für die Schadensanalyse im Einsatz.

Außerdem beauftragte die Atomaufsicht in Kiel Gutachter, den Zwischenfall zu überprüfen, wie ein Sprecher des zuständigen Justizministeriums sagte. Unklar ist, wann Brokdorf wieder ans Netz geht und ob dazu eine Zustimmung der Atomaufsicht notwendig sein wird.

„Der defekte Transformator hat nicht gebrannt“, betonte die Eon-Sprecherin. Vielmehr habe eine Sicherung schädliche Gase wahrgenommen und automatisch den Transformator ausgeschaltet. Am Mittwoch sollen Ergebnisse vorliegen, ob der Transformator repariert werden kann oder ausgetauscht werden muss. Die Störung habe ausschließlich den konventionellen Teil des Kraftwerks betroffen.

Die Grünen-Fraktionschefin im Europa-Parlament, Rebecca Harms, kritisierte die Informationspolitik des Energiekonzerns. „Es ist eine Zumutung, dass bei Pannen im nicht nuklearen Bereich von Atomkraftwerken stets als Erstes betont wird, dass nicht der nukleare Teil betroffen sei“, sagte Harms. Damit werde suggeriert, dass es sich um weniger riskante Störfälle handele.

Misstrauen verstärkt

„Mit der systematisch verharmlosenden Darstellung verstärkt Eon das Misstrauen gegenüber Betreibern von Atomkraftwerken“, sagte Harms. Sie forderte, dass die Skala zur Bewertung von Störfällen auch die Pannen im nicht nuklearen Teil von Atomkraftwerken berücksichtigen müsse. „Der Ausfall der Transformatoren und damit die Blockade der Stromabfuhr, wie jetzt in Brokdorf, ist eine der hoch riskanten Situationen in einem Atomkraftwerk. So etwas darf nicht länger heruntergespielt werden.“ Das AKW Brokdorf war erst am 20. Juli nach mehrwöchiger Jahresrevision wieder ans Netz gegangen. Bei dieser Revision hatte es nach Angaben des Justizministeriums keine Auffälligkeiten gegeben.