Boxen gegen Gewalt

GUTER RUF Die „Schule am See“ stand im Mai auf einer Liste von Schulen, die Gewaltvorfälle meldeten. Das macht sie nicht zu einer schlechten Schule

Für einige Schulen war der 23. Mai ein besonders schwieriger Tag. Die Hamburger Schulbehörde veröffentlichte eine Liste der 44 Schulen, die im Jahr zuvor Gewaltvorfälle gemeldet hatten. Der Leiter der Gewaltprävention, Christian Böhm, hielt das für falsch. Es seien eben diese Schulen, die eine „Kultur des Hinschauens“ entwickelt hätten. Doch ein Boulevard-Blatt hatte die Behörde aufgefordert, die Daten zu nennen. Eine juristische Prüfung habe ergeben, dass man dazu per Gesetz verpflichtet sei, sagte der Schulsenator.

Genannt wurde auch die noch recht junge „Schule am See“, die teils am Bramfelder See, teils in den Räumen einer früheren Gesamtschule Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse unterrichtet. Zwei Vorfälle hatte es dort gegeben. Die zu melden war wichtig, sagt Sekundarstufen-Abteilungsleiterin Britta Schmoecker. Wenn eine Schule so etwas unter den Teppich kehre, könnten Polizei und Jugendamt nicht die nötigen Schritte einleiten. „Eltern können ihre Kinder beruhigt hier hinschicken“, sagt sie. „Hier wird nicht geprügelt oder mit Drogen gehandelt.“ Es sei wichtig, dies der Öffentlichkeit klar zu machen.

In der Schule am See wird Prävention offenbar ernst genommen. Schon in den 5. und 6. Klassen beginnt jedes Schuljahr mit Anti-Mobbing-Wochen, in denen die Kinder über jede Form des Ärgerns sprechen. „Wir bilden Schüler der 8. und 9. Klassen zu Streitschlichtern aus“, sagt Pädagogin Katharina Stützel. Und seit neuestem kommt olympisches Boxen dazu. Externe Sportler trainieren mit den Kindern. Dabei lernen die Schüler der 5. bis 8. Klassen Körper und Grenzen kennen. Auch Mädchen machen mit. Stützel sagt: „Einige stöhnten zuerst: Das ist anstrengend. Da will ich nicht mehr hin.“

Das olympische Boxen wird von dem Projekt „Box out – gemeinnützige GmbH“ durchgeführt und von der Homan-Stiftung finanziert.

Um mehr Schüler zu gewinnen, veranstaltet die Schule Anfang Januar eine Projektwoche, in der es darum geht, Menschen aus dem Stadtteil zu unterstützen. Die Kinder singen dann sogar beim Seniorentreff.

Die Schule am See ist recht klein. Nur zwei bis drei Klassen gibt es in den Klassenstufen 5 bis 10. Es sollten mehr werden. Früher hatte die alte Gesamtschule sogar einmal zwölf parallele Klassen.

Dass die Schule so klein ist, habe aber auch Vorteile, findet Schmoecker. „Wir haben hier ein familiäres Klima. Man ist hier nicht nur Schüler oder Lehrer, sondern hat einen Namen“. Ehemalige Schüler, die zu Besuch kommen, würden dies schmerzlich vermissen.  KAJ