: Katzen mit Chip, Hunde mit Zaun
TIERSCHUTZ Berlins Tierschutzbeauftragter will Kot durch mehr Auslaufgebiete für Hunde reduzieren
■ Der Tierschutz ist den Parteien in ihren Wahlprogrammen höchstens einen Absatz wert – und was da drinsteht, ist teilweise recht ähnlich. So wollen Grüne, Linkspartei und SPD die Haltung von Wildtieren in Zirkussen verbieten und Tierversuche abschaffen. Beides wird allerdings in Bundesgesetzen geregelt. Die Linkspartei will zudem eine Professur schaffen, die Alternativen zu Tierversuchen erforscht. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Versuchstiere in Berlin gestiegen: An 383.527 Wirbeltieren wurden Versuche durchgeführt, das waren über 13.000 Tiere mehr als 2009.
■ Die Grünen wollen sich darüber hinaus dafür einsetzen, dass auch Verbände in Sachen Tierschutz klagen können – das kann das Land regeln –, die SPD will außerdem mehr Hundeauslaufgebiete. Und die CDU ist noch nicht bei den Tieren, sondern nur bei ihren Besitzern angekommen: Halter, die Hundehaufen nicht wegräumen, sollen mit höheren Bußgeldern bestraft werden.
Welpenhandel, wild lebende Katzen, verwahrloste, nicht artgerecht gehaltene Tiere in Wohnungen, Hundekot auf den Straßen – das sind laut Berlins Tierschutzbeauftragtem Klaus Lüdcke akute Probleme beim Tierschutz in der Stadt. „Das mit dem Hundekot wird nur an bestimmten Stellen besser, generell nicht“, sagte Lüdcke bei der Vorstellung seines Jahresberichts am Dienstag. Dort, wo es Auslaufgebiete oder umzäunte Areale für Hunde gebe, werde die Umgebung sauberer. Auch Tütenspender würden von den Haltern gut angenommen. Wo es weder Tüten noch Auslaufgebiete gebe, wolle man aber manche Gegenden „nur mit dem Hubschrauber überfliegen“.
Als Konsequenz forderte Lüdcke mehr Auslaufgebiete in der Stadt – auch um Konflikte zwischen Hundehaltern und ihren Tieren auf der einen und Passanten auf der anderen Seite zu vermeiden. „In fast jeder Grünanlage in Berlin könnte man einen kleinen Hundegarten abzäunen“, sagte Lüdcke.
Ein verhältnismäßig neues Problem ist dem Bericht zufolge der Handel mit Welpen „häufig jenseits der Oder“. Da würden „Tiere quasi aus dem Kofferraum gekauft, die noch viel zu jung sind, um von ihrer Mutter getrennt zu werden“, sagte Lüdcke. Die Käufer müssten sich klarmachen, dass ein solcher Hund kein gutes Sozialverhalten entwickeln könne – und in der Stadt zum Problem zu werden drohe.
Lüdcke forderte darüber hinaus, dass Katzenbesitzer ihre freilaufenden Tiere mit einem Chip versehen und kastrieren lassen. Nur so lasse sich die Zahl der wild lebenden Katzen, die teilweise in schlechtem gesundheitlichen Zustand seien, reduzieren. Nach seinen Schätzungen gibt es derzeit zwischen 10.000 und 20.000 streunende Katzen in der Stadt. Verlässliche Zahlen dazu sollen in den nächsten Jahren erhoben werden.
Über 2.000 Mal wurde der ehrenamtlich arbeitende Tierschutzbeauftragte in den vergangenen zwölf Monaten alarmiert. In einem Teil der Fälle mussten die Veterinärämter eingreifen – weil beispielsweise Mieter massenweise Tiere in ihrer Wohnung halten. Die Tiere kommen dann ins Tierheim, manche bleiben über Jahre dort. „Das Tierheim und Organisationen, die Tiere aufnehmen, müssen finanziell bessergestellt werden“, forderte Lüdcke. Zwar wird die Tiersammelstelle, die der kurzfristigen Unterbringung dient, vom Land finanziert, 2009 mit 675.000 Euro. Doch das Tierheim, in dem die Tiere langfristig untergebracht werden, habe in dem Jahr 3,6 Millionen mittels Spenden decken müssen.
Klaus Lüdcke
Zusagen für eine bessere Finanzierung wollte Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linkspartei) nicht machen. Zunächst müsse die Tiersammelstelle nachweisen, dass tatsächlich mehr Geld benötigt werde.