LESERINNENBRIEFE
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Atomstromer-Alarm

■ betr.: „Stromriese schrumpft“, taz vom 9. 8. 11

Dass die Atomstromer jetzt alle auf arm machen, hat ja handfeste Gründe. Die 30 Milliarden steuerfreie Rücklagen für den Rückbau der Meiler sind verplempert und die Steuerzahler und Stromkunden, die ja schon den Bau der Meiler finanziert haben, werden jetzt medial schon mal darauf vorbereitet, den Rückbau auch noch zu bezahlen. INGO RENNERT, Müden/Aller

Das Spiel ist zu Ende

■ betr.: „EZB stemmt sich gegen die Krise“, taz vom 5. 8. 11

Das Wort der Stunde ist „Vertrauen“. Warum ist das so? Weil die Fakten eigentlich schon längst sagen, dass das Spiel zu Ende ist. Nahezu alle Staaten sind so hoch verschuldet, dass sie ihre Schuldzinsen nur mit Aufnahme weiterer Kredite bezahlen können. Von Tilgung wird gar nicht mehr geredet. Da die Gläubiger ihr Kapital ja irgendwo anlegen müssen, möchten sie gerne daran glauben können, dass das Spiel doch weitergehen kann. Es braucht also Moderatoren, die „den Märkten“ ihren Kinderglauben erhalten helfen. Wenn alle sich gegenseitig Mut zusprechen, fällt es leichter, daran zu glauben, dass schon nichts passieren wird – auch wenn bereits Flammen aus dem Dach schlagen. VOLKER FREYSTEDT, München

„Der Anfang ist gemacht“

■ betr.: „Die Krise stärkt Europa“, taz vom 9. 8. 11

Mit „Der Anfang ist gemacht“ endet der Kommentar von Ulrike Herrmann. Und wie weiter? Denn die nächste Eurokrise wurde ja berechtigterweise gleich mit angekündigt.

Die Schuldenkrisen werden uns bald erdrosseln, wenn eines nicht geschieht: die Begrenzung und der Abbau von Schulden und Vermögen, denn beide bedingen einander und wachsen exponentiell. Das ist keine Spinnerei von Mathematikern, sondern Wirklichkeit und statistisch belegbar. Ursachen sind der Zinseszinseffekt sowie Spekulationsgewinne, und beide Formen der Geldvermehrung sind legitim und kaum wirksam besteuert. Für die Abschaffung des Zinseszinssystems wird es in naher Zukunft wohl keine Mehrheiten geben. Die Erhebung von Steuern auf Finanztransaktionen, auf hohe Einkommen und Vermögen haben dagegen eher die Chance, umgesetzt zu werden. Zumindest werden sie vermehrt diskutiert, zuletzt in den USA bei den Demokraten und sogar in der CDU. Aber: „Der Anfang ist gemacht“. DIETER STOMPE, Erfurt

Nur Symptome bekämpft

■ betr.: „Die Krise stärkt Europa“, taz vom 9. 8. 11

Ulrike Herrmann frohlockt in ihrem Kommentar zu früh. Denn mit dem Ankauf von südeuropäischen Staatspapieren bekämpft die EZB lediglich die Symptome und nicht die eigentlichen Gründe für die gegenwärtige Krise. Da es für das Misstrauen der Finanzmärkte gegenüber Ländern wie Italien nicht nur spekulative, sondern leider auch realwirtschaftlich nachvollziehbare Motive gibt.

Schließlich hat die Wettbewerbsfähigkeit der drittgrößten europäischen Volkswirtschaft in den letzten Jahren nicht unerheblich abgenommen, weil jene kaum noch in Bildung und Forschung sowie die Integration der jungen Generation in das moderne Arbeitsleben investiert. Mit der Folge, dass in etlichen Bereichen innovationsfördernde Strukturen fehlen, um Produkte und Dienstleistungen besser zu machen. Und daher aus der Krise erst eine Chance wird, indem man den italienischen Ministerpräsidenten dazu zwingt, sich endlich mit den wirklich wichtigen Problemen seines Landes zu befassen! RASMUS PH. HELT, Hamburg

Es ist wie im Mittelalter

■ betr.: „Ehec. Tückische Aufklärung“, taz vom 9. 8. 11

danke für diese längst fällige aufklärung. leider haben die medien mit ihrer krawallsucht auch die aufklärung behindert und so glauben alle, der fall sei aufgeklärt. es ist wie im mittelalter, wenn es um infektionsquellen geht: möglichst schnell einen sündenbock finden und benennen.

dabei handelt es sich um einen multiresistenten darmkeim, der nicht einfach vom himmel fällt, sondern fäkal-oral übertragen wird und eine infektionsketten-vorgeschichte hat. man stelle sich nur einmal vor, die wahre quelle wären unsere heilige kuh trinkwasser oder die mineralwasserhersteller gewesen. das wäre dann die geschichte von der brunnenvergiftung und auch die wäre mit sicherheit nicht wahrheitsgemäß aufgeklärt worden. es bleiben also berechtigte zweifel, und die sollten die medien auch weiter haben.

JOCHEN RÖGELEIN, München

Ware ist länger haltbar

■ betr.: „Haltbarkeit. Noch lange nicht reif für die Mülltonne“,taz vom 5. 8. 11

Die Rede ist vom Mindesthaltbarkeitsdatum (ich wiederhole: Mindest-Haltbarkeitsdatum). Auf Deutsch, die Ware ist erwartungsgemäß bis zu jenem Datum oder länger haltbar. Sollte sie ausnahmsweise vorher schon verderben, so berechtigt das meines Wissens zum kostenlosen Umtausch. Es besteht schon von daher nicht der geringste Anlass, eine Ware allein wegen Ablaufs des MHD wegzuwerfen. HELMUT RICHTER, Frankfurt am Main