SUHRKAMP : Zu kompliziert für die Schlagzeilen
Etwas ist neu, etwas ist ein Trend, etwas wird immer schlimmer, etwas ist beendet worden. Mit solchen Schemata können Medien etwas anfangen. Sie können eine Meldung und eine Schlagzeile draus machen, das Thema auf der Redaktionskonferenz einbringen, auf Laufzettel schreiben und Positionen beziehen. Gelegentlich aber – und vielleicht sogar immer öfter (noch so ein Schema) – widersetzt sich das Material, das die Wirklichkeit bietet, solchen übersichtlichen Dramaturgien. Zum Beispiel beim Suhrkamp Verlag.
Das gängige Schema, mit dem die juristischen Auseinandersetzungen um diesen wichtigen literarischen und geisteswissenschaftlichen Verlag präsentiert werden, lautet: „beendet/oh, doch noch nicht beendet“. Für „beendet“ erklärt wurden sie zuletzt, als das Berliner Landgericht die Revision gegen den Beschluss, Suhrkamp in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln (und damit die Rechte des Minderheitsanteilseigners Hans Barlach zu beschränken), abwies. Der Punkt „oh, doch noch nicht beendet“ greift jetzt mal wieder, weil das Bundesverfassungsgericht, wo eine Verfassungsbeschwerde Barlachs anhängig ist, die Umsetzung der Umwandlung erst einmal auf Eis legte. Der Zweite Senat in Karlsruhe will sich ein Bild der Lage machen und bis zum 21. Dezember eine einstweilige Verfügung verkünden.
Ja, das alles ist kompliziert. Aber so kompliziert auch wieder nicht. Jedenfalls: Wirklich beendet ist der Fall erst, wenn entweder alle Rechtsmittel ausgeschöpft sind oder wenn Barlach den Kampf aufgibt. Wer jetzt noch einmal vorschnell ein Ende der Auseinandersetzungen verkündet, gibt eine Runde Edition-Suhrkamp-Bändchen aus, okay?
Was bleibt für die Suhrkamp-Leute? Nerven bewahren! Und das machen sie ganz gut. DRK