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Archiv-Artikel

Keiner macht es Fischers Fritze recht

Ein „Zukunftsprogramm“ soll für weniger Fischfang sorgen und dabei die Fischer wie auch ihre Beute schonen. Zufrieden damit sind aber vorerst nur die beteiligten Politiker: Fischerei- und Umweltverbände murren

Die Europäische Union spült Geld an die Küsten: 32 Millionen Euro liegen im Fördertopf des „Zukunftsprogramms Fischerei“. Die Hälfte der Mittel, die bis 2013 ausgegeben werden sollen, stammt aus Brüssel, der Rest von Bund, Land und Kommunen. Helfen will das Programm Fischern wie Fischen: Ein „nachhaltiges Gleichgewicht“ solle zwischen Jägern und Beute entstehen, die „Nutzung der lebenden aquatischen Ressourcen“ dauerhaft sichergestellt werden, heißt es beim zuständigen Landwirtschaftsministerium. Denn Fischfang, so sagte es Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen beim gestrigen Auftakt in Heiligenhafen, gehöre zum Land „wie Sonne und Meer“.

Aber richtig glücklich macht das Programm weder Naturschützer noch Fischer. Umweltverbände wie der Nabu kritisieren die EU-Fischereipolitik grundsätzlich: Sie sei „für die drohende Ausrottung der letzten Wale und Delfine in EU-Gewässern sowie die massive Überfischung verantwortlich“, da sie zu sehr den Interessen der Fischer folge. Auch die sind unzufrieden: Kaum einer könne die Vorgaben erfüllen, um Geld aus dem Fördertopf zu erhalten. „Das geht an 90 Prozent der Fischer vorbei“, sagte der Geschäftsführer der Fischverwertung Lübecker Bucht, Ingo Dürkoop.

Ein Hauptkritikpunkt ist, dass es kein Geld für neue Schiffe gibt – schließlich will die EU verhindern, dass noch mehr gefischt wird. Doch die meisten der rund 300 Berufsfischer in Schleswig-Holstein schippern zurzeit mit veralteten Kähnen über Nord- und Ostsee. Die Fischereiverbände hatten darum, unterstützt von der Landesregierung, einen preisgünstigen „Standardkutter“ entwickeln zu lassen. Der aber werde in Brüssel kaum auf Gegenliebe stoßen, glaubt laut dpa auch das Landwirtschaftsministerium. Gefördert werden außerdem neue Motoren nur dann, wenn sie weniger Leistung bringen – weshalb die alten Diesel weitertuckern.

Der Kieler Fachminister Christian von Boetticher glaubt dennoch an den Erfolg des Programms: Rund 60 Millionen Euro Investitionen könne die Förderung auslösen – „ein wichtiger Impuls für die Zukunft unserer Fischerei“. ESTHER GEISSLINGER