Hamburger Zukunftspolitik
: Talente, Talente, Talente

Hamburg ist ein Lebensraum für 1,8 Millionen Menschen – und keine Firma. Das hat Senator Dräger vergessen, als er gestern die Vorschläge einer Unternehmensberatung als Politik ausgab. Ein bischen sprachlich redigieren hätte man deren Texte schon müssen.

KOMMENTAR VON KAIJA KUTTER

Kreativ-Viertel werden „identifiziert“, dort entstandene Aktivitäten anschließend „vermarktet“, und das alles, damit sich die Technik-Talente aus aller Welt an Alster und Elbe wohlfühlen. Sicher lässt sich „vermarkten“ auch ganz harmlos als Synonym für „bekanntmachen“ verstehen. Aber Kreativität lässt sich auch ersticken – durch plumpe Werbung. Und sogar Kreative haben ein Recht auf Unbekanntheit.

Überstrapaziert ist auch der Begriff „Talent“. Das klingt nach Malerkittel und Baskenmütze, meint aber wiederum nur die Elite der Welt. Aber „Elitestadt Hamburg“, das wäre kein Slogan, so wenige Monate vor der Wahl: Die nämlich wird immer noch von den Normalbürgern dieser Stadt entschieden.

Was ihm am künstlerischen Talent – und dessen Verbleib in Hamburg – liegt, stellt Senator Dräger gerade an der HFBK unter Beweis. Zeigt er hier nicht bald ein bisschen Interesse am Schicksaal der jungen Künstler, könnte sich in der Stadt bald der Gedanke durchsetzen, dass hier der Falsche zum Zukunftssenator ernannt wurde.