: Warlord kriegsmüde?
Verwirrung wegen angeblichen Friedensangebots des berüchtigten Warlords Gulbuddin Hekmatjar
BERLIN/KABUL rtr/taz ■ Der afghanische Milizenführer Gulbuddin Hekmatjar will angeblich seinen bewaffneten Aufstand gegen die Regierung beenden. „Die Mitglieder der Islamischen Partei haben die Tötung ihrer Brüder und die Zerstörung des Landes beendet und die politische Arbeit aufgenommen“, hieß es in einer am Donnerstag in Kabul kursierenden Erklärung des Chefs der von den Taliban unabhängigen Islamischen Partei (Hisb-i-Islami).
Der frühere afghanische Ministerpräsident Hekmatjar wird von den USA als einer der meistgesuchten Extremisten bezeichnet. Die US-Regierung hat mehrere Millionen Dollar auf seine Ergreifung ausgesetzt. Der gelernte Ingenieur hat bereits gegen die sowjetischen Besatzer Afghanistans gekämpft und verbreitete in den 90er-Jahren mit Raketen- und Granatenangriffen auf Kabul Angst und Schrecken. Später wandelte er sich von einem erbitterten Rivalen der Taliban zu deren Verbündetem. Hekmatjar führt den bewaffneten Flügel der Hisb-i-Islami, der von Nordpakistan aus operiert. Rahimullah Yusufzai, einer der bekanntesten pakistanischen Journalisten und profunder Kenner der Aufständischenbewegungen in Afghanistan, ist skeptisch über die Echtheit der Erklärung. „Niemals würde sich Hekmatjar auf die Seite Karsais schlagen“, glaubt er. Hekmatjars Gefolgsleute hätten die Berichte bereits dementiert. Es sei nicht das erste Mal, dass Nachrichten wie diese zirkulierten. Die Regierung Karsai versucht seit langem, Hekmatjars Allianz zu spalten. Ein kleiner Flügel der Hisb-i-Islami kooperiert mit der Regierung.
Zuletzt hatte es im März Verwirrung über angebliche Verhandlungen zwischen Hekmatjar und dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai gegeben. Entsprechende Meldungen wurden umgehend dementiert – und zwar von Hekmatjars Seite. Im Mai hatte sich dieser mit einer Videobotschaft zu Wort gemeldet. „Mit Allahs Hilfe können wir diesen Krieg noch lange führen“, ließ er wissen. Der gesuchte Milizenchef machte damals eine einfache Rechnung auf. Ein Sprengstoffanschlag auf einen Fahrzeugkonvoi koste „nur 100 Dollar“. „Wenn wir mindestens tausend derartige Anschläge pro Jahr verüben, würde uns das nur 100.000 Dollar kosten.“ KEL