: Mediziner mit Benzin im Blut
Ein altbekannter Gschaftlhuber ist das neue Gesicht des ADAC. Nach den Skandalen um manipulierte Preisverleihungen, Privatflügen in Helikoptern der Luftrettung und Mitgliederabzocke durch Überversicherung hat eine außerordentliche Hauptversammlung den 66-jährigen Mediziner August Markl zum Präsidenten von Deutschlands größtem Verein bestimmt – trotz der Affären zählt der ADAC noch immer mehr als 19 Millionen Mitglieder. Der geborene Münchner hatte keinen Gegenkandidaten. Man habe „nach geeigneten Kandidaten von außen gesucht, aber leider niemanden gefunden“, sagt Markl zur Begründung.
Der Radiologe, der seit 2011 als ADAC-Vizepräsident amtierte, gibt jetzt den Reformer: Es sei „gut, dass die Amigo-Zeiten vorbei“ seien, sagte er. Dabei scheint der ehemalige Hobby-Rennfahrer allerdings selbst tief im Filz des Gebens und Nehmens verankert: Noch heute führt die Fakultät für Tourismus der FH München den einstigen Vorsitzenden des ADAC Südbayern als „Lehrbeauftragten“.
Grund dafür dürfte wohl ein weiterer ADAC-Posten des mehrfachen Großvaters sein: Seit 2004 war Markl stellvertretender Vorsitzender des „Tourismusausschusses“ des „Clubs“ – und gilt als Vater solch illustrer Auszeichnungen wie des „ADAC-Tourismuspreises Bayern“.
Auch innerhalb seines Vereins gilt Markl als statusbewusst: „Der wollte schon immer Präsident werden“, heißt es aus München. An Selbstbewusstsein jedenfalls fehlte es ihm schon als Student nicht: Zusammen mit einem Kumpel gründete er die „Scuderia Magra“, also den „Rennstall Markl – Grafwallner“ – und machte im getunten R4 mit Überrollbügel und Rennaufklebern die Straßen unsicher.
Heute mag es der Herr Präsident gediegener. Markl ist längst auf einen Alfa Giulia umgestiegen. Dass er zur alten Garde des ADAC gehört, zeigen aber nicht nur fehlende Gegenkandidaten. Schon sein Vorgänger Peter Meyer, der aller Affären zum Trotz noch immer als Vorsitzender des ADAC in Nordrhein-Westfalen amtiert, gab Markl vor seinem Abgang aus München einen Rat: Wie alle Präsidiumsmitglieder solle doch auch er zurücktreten.
ANDREAS WYPUTTA
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