: Sexualkunde und Fußball
SCHULE Das Projekt „Rent a Teacherman“ soll mehr Männer für das Grundschullehramt begeistern. Dass die Studenten dabei die eigene Geschlechterrolle reflektieren, schützt auch die Kinder
Von seinen SchülerInnen wird André El Seoud oft als „Frau Seoud“ angesprochen – so fest sitzt das Rollenbild Grundschullehrerin. Der Lehramtsstudent hospitiert im Rahmen des Projekts „Rent a Teacherman“. Das vermittelt seit 2012 Hospitanten und soll nun erweitert werden. Am Montag hat Bildungssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) mit Vertretern der Uni und des Vereins „Stadtteilschule Bremen“ einen entsprechenden Kooperationsvertrag unterzeichnet.
An den Bremer Grundschulen ist nur eine von zehn Lehrkräften männlich. Das war nicht immer so. Vor 40 Jahren lag der Männer-Anteil noch bei rund 50 Prozent. Seit den 1980er-Jahren gehen die Zahlen kontinuierlich nach unten. Problematisch sei das, weil den SchülerInnen männliche Rollenvorbilder fehlten, sagen die Projektverantwortlichen. Vor allem, weil das nicht auf die Schule beschränkt sei, wie Quante-Brandt mit Verweis auf die hohe Zahl der Alleinerziehenden sagt. In der Regel sind das die Mütter.
El Seoud ist einer von 20 Studenten, die bisher mit „Rent a Teacherman“ unterwegs sind. Er gibt Vertretungsunterricht und leitet AGs, die inhaltlich nichts mit sogenannten Männerthemen zu tun haben. Es gehe darum, Normalität zu schaffen, sagt Christoph Fantini, der das Projekt an der Uni betreut – nicht darum, dass die Jungs jemanden zum Fußballspielen bekämen.
Manchmal spielt die männliche Perspektive dann aber doch eine Rolle. Besonders zum Sexualkunde-Unterricht habe es positive Rückmeldungen von Eltern und Kolleginnen gegeben. Es sei wichtig, dass Jungen hier männliche Ansprechpartner hätten.
Bei „Rent a Teacherman“ werden interessierte Studenten nicht nur vermittelt, sondern reflektieren auch ihre Rolle als männliche Lehrer. Unter dem Thema „Nähe und Distanz“ geht es in diesen Seminaren auch um sexuellen Missbrauch. Das Gefühl, unter Generalverdacht zu stehen, ist einer der Gründe, aus dem sich viele Männer schwer tun, mit Kindern zu arbeiten.
Die Frage, ob Lehrer weinende Kinder auf den Arm nehmen dürften, sagt Fantini, müsse „raus aus der Tabuzone“. Wenn von vornherein geregelt sei, in welchen Situationen die Zimmertüren geöffnet bleiben, bleibe weniger Raum für Misstrauen.
Ein Verhaltenskodex, wie ihn Fantini empfiehlt, schützt nicht nur die Lehrer, sondern auch die Kinder. Denn unabhängig von der tatsächlichen Zahl wurden doch nahezu alle dokumentierten Missbrauchsfälle von männlichen Tätern begangen. JPK