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Archiv-Artikel

TAZ-ADVENTSKALENDER: GRÜNTALER STRASSE 9 Kraftwerk-Zitat im Neonlicht

9. DEZEMBER In seinem Weddinger Laden „Echo Bücher“ vereint der Barceloner David Armengou alles, was ihn interessiert – Musik, Kunst, Theorie, Clubkultur

„Echo Echo“, ruft eine mit Neonlicht umrandete Sprechblase hinaus ins trübe Winterwetter. Hinter einer Metalltür betritt man die weiße Echo-Kammer, die Buchhandlung, Plattenladen, Galerie und Café in einem ist. Weiße Wände, weißes Licht aus großen Glühbirnen, die zwei Plattenteller nebst Plattenkiste und einen großen weißen Tresen bescheinen. An den Wänden noch mehr in Neon gefasste Sprüche: „Ich bin elektrischer Natur“ (Beethoven), surrealistische Collagen.

Zwischen dieser aufgeräumten Buntheit bewegt sich Inhaber David Armengou behutsam wie ein Dirigent, arrangiert Bücherstapel, legt eine neue Platte auf. „Musik ist meine Droge“, sagt der gebürtige Barceloner, der seit Ende der Neunziger in Berlin lebt und sich ins Nachtleben der Stadt verliebt hat. „Berlin-Tokyo, Kunst und Technik, Cookies … schön war das!“

Den Laden gründete Armengou, der kurz nach der Jahrtausendwende schon einmal einen „temporary project space for everything“ in Mitte betrieb, um endlich alles zu vereinen, was ihn interessiert – Musik, Kunst, Theorie, Clubkultur. Und um den ganzen Tag laut Musik hören zu können.

Weil die Zeiten für Temporäres weitgehend vorbei sind in der Stadt, hat sich der studierte Philosoph für ein solides Ladenkonzept entschieden: Produktverkauf, Veranstaltungen und Getränkeausschank. In einer Straße, in die sich der Weddinger auf den ersten Blick verliebte: „Es gibt so viele Kreative, dass die Straße im Sommer wie ein Festival ist – ohne die Touristenmassen von Mitte und Kreuzberg.“

Das Buch- und Zeitschriftensortiment umfasst Mainstreamtaugliches wie einen Depeche-Mode-Bildband oder eine Kraftwerk-Biografie. Es gibt aber auch speziellere Publikationen zu Genres wie Acid House oder New Wave, zur Geschichte einzelner Labels oder kulturtheoretischen Fragestellungen. Reportagen des reisenden DJs Hans Nieswandt finden sich ebenso wie das „Fuck Reality“-Fanzine.

Im hinteren Raum, wo sonst Record-Release-Partys oder Lesungen stattfinden, liegen Stofftiere, die auf den ersten Blick gar nicht zum Rest des Ladens passen wollen. Es sind Fundstücke vom Flohmarkt, denen ein Künstler neues Leben als Soundobjekte einhaucht: Der Delfin reagiert auf Licht, die Katze gibt auf Knopfdruck irre Synthie-Klänge von sich, auf dem Dackel kann man mehrere Sound-Spuren gleichzeitig aktivieren. Die „Elektronikis“ seien besonders bei Japanern beliebt, erzählt Armengou.

Draußen, im Dunkeln, bleibt noch einen Moment lang das neongefasste Kraftwerk-Zitat auf der Netzhaut: „Neonlicht, schimmerndes Neonlicht. Und wenn die Nacht anbricht, ist diese Stadt aus Licht.“ NINA APIN