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Archiv-Artikel

„Dieses Amt ist nicht zahnlos“

Klaus Lüdcke ist Tierarzt und designierter Tierschutzbeauftragter Berlins. Wenn er im August sein Amt antritt, will er als Erstes für bessere Zustände im Tierheim sorgen. Da müsse etwas passieren, sagt er, „leider ist es fast schon zu spät“

taz: Herr Lüdcke, wozu braucht Berlin einen Tierschutzbeauftragten?

Klaus Lüdcke: Jedes Bundesland braucht einen Beauftragten, um die am Tierschutz interessierten Bürger und die Verwaltung zueinander zubringen. Da gibt es oft Auseinandersetzungen, denn es fehlen die Netzwerke.

Ist es nicht mittlerweile Grundkonsens, dass man nett sein soll zu den Tieren?

In der Gesellschaft schon. Wir haben ja jetzt den Tierschutz auch im Grundgesetz verankert, aber es gibt immer noch Einzelpersonen und Organisationen, die es mit dem Tierschutz leider nicht so genau nehmen.

Sie wollen zwischen Bürgern und Verwaltung vermitteln. Mit welchen Problemen kommen die Leute zu Ihnen?

Das können alle möglichen Probleme sein, zum Beispiel Tierhaltung, vernachlässigte Tiere oder zu enge Lebensräume. Aber auch Stadttauben und Wildschweine sind Probleme, die unter den Tierschutz fallen. Wenn der Berliner nicht so genau weiß, an wen er sich wenden soll, dann wird der Tierschutzbeauftragte das schon in die Wege leiten.

Ab dem 1. August sind Sie offiziell im Amt. Was wollen Sie als Erstes anpacken?

Das Tierheim Berlin ist voll bis unters Dach. Da muss etwas passieren, leider ist es schon fast ein bisschen zu spät dafür. Man muss an die Menschen appellieren, die sich ein Tier anschaffen wollen, dass sie die lebenslange Verantwortung übernehmen müssen.

Genügt die Eröffnung des Infozentrums an der Boxhagener Straße, um wirklich etwas zu verändern?

Ja, das Infozentrum wird dringend gebraucht, weil der Tierschutzverein etwas außerhalb der Stadt liegt. Ich begrüße es außerordentlich, dass endlich mitten in der Stadt ein Infozentrum errichtet wird. Mehrere Zentren wären noch viel besser, aber das ist eine Kostenfrage.

Wie sollen die Informationen denn konkret helfen, wirklich Tierschutz zu betreiben?

Die Aufklärung und Sachkenntnis über den Umgang mit Tieren trägt schon sehr viel dazu bei, dass Tierschutzprobleme erst gar nicht entstehen. Wir setzen da auf Prävention.

Würden Sie sich mehr Kompetenzen wünschen, um mehr aktiv unternehmen zu können, als nur zu reden?

Dies ist zunächst nur ein Einstieg. Ich denke, wenn ich mit der Verwaltung spreche, die den Vollzug regeln kann, dann wird auch eingegriffen werden. Es ist nicht so, dass dieses Amt absolut zahnlos ist. INTERVIEW: JESSICA SCHOBER