: „Schwellen senken“
PROJEKT Heute wird an 21 Hamburger Schulen der verbindliche Kulturführerschein eingeführt
■ 50, ist Kulturmanagerin und leitet seit 2008 das Kulturforum 21 sowie das Projekt Kulturführerschein.
taz: Frau Knauer, Sie leiten das Projekt Kulturführerschein an den katholischen Schulen. Das klingt ein wenig nach Sammeln von Fleißpunkten …
Bettina Knauer: SchülerInnen bekommen tatsächlich einen Stempel von ihren LehrerInnen, wenn sie zu kulturellen Veranstaltungen gehen. Sie versuchen dann, ein kulturelles Profil zu erstellen, um die individuellen Interessen weiter zu fördern. Die Schwellen zur Kultur sind größer als etwa zum Sport. Das Programm soll helfen, diese leichter zu überwinden.
Wie findet sich die Anzahl der Stempel im Zeugnis wieder?
Wenn sich ein Kind besonders hervorgetan hat, zum Beispiel als KulturbotschafterIn, steht das im Zeugnis, ähnlich wie bei anderen sozialen Engagements. Die KulturbotschafterInnen informieren als kleine Multiplikatoren ihre MitschülerInnen über Veranstaltungen und Kulturtipps. Wir haben das drei Monate getestet und ich bin selbst überrascht, wie gut das funktioniert.
Überfordert ein weiterer Pflichtteil im Stundenplan die SchülerInnen nicht?
Auch früher gab es Schulausflüge ins Theater und Museum. Der Kulturführerschein soll eine Chance sein, das auszuweiten und vor allem auch die Eigenständigkeit der Kinder zu honorieren. Kreativprojekte, Theater-Workshops oder das Mitsingen im Chor wird so gefördert.
Sind die meisten dieser Veranstaltungen, für die es Stempel gibt, nicht kostenpflichtig?
Wenn Kinder nicht die Mittel haben, um Veranstaltungen zu bezahlen, übernimmt die Lehrer- und Kulturseite Kosten und Betreuung. Die Community aus Lehrenden und Kulturbeauftragten ist an den 21 Schulen so groß, dass wir den Kindern immer jemanden zur Seite stellen können, wenn sie gerne ins Weihnachtsmärchen gehen wollen.
Für wen lohnt sich der Kulturführerschein besonders?
Für die Grundschulen in den Stadtteilen. Alle Kinder sollten die Theatertüren so selbstverständlich öffnen wie die Türen der Schule. So können wir andere Perspektiven bieten. INTERVIEW: FRANZISKA RIEDEL
Überreichung des ersten Kulturführerscheins durch Johannes B. Kerner: 10.30 Uhr, Franz-von-Assisi-Schule, Lämmersieth 38