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Archiv-Artikel

Elsässer bejubelt „Finalsieg“ gegen Ditfurth

FAMILIENSTREIT Der neurechte „Compact“-Chefredakteur gewinnt eine Klage gegen die frühere Grünen-Vorsitzende. Sie hatte ihn als „glühenden Antisemiten“ bezeichnet. Das darf sie nicht wiederholen

MÜNCHEN taz | „In einem Land, in dem ich einen Antisemiten nicht Antisemit nennen darf, würde mir das Leben sehr schwerfallen“, sagt Jutta Ditfurth am Vorabend der Urteilsverkündung zur taz. Und ergänzt, dass sie das natürlich nicht speziell auf Jürgen Elsässer bezieht, denn den darf sie ja nicht mehr Antisemit nennen, es sei denn, sie gewinnt den Prozess morgen. Elsässer, der Exlinke und heutige Chefredakteur des neurechten Compact-Magazins, hat sie nämlich verklagt.

Weil sie ihn einen „Antisemiten“ genannt hat, einen „glühenden Antisemiten“, um genau zu sein, und deswegen sitzt Jutta Ditfurth am Morgen darauf im Landgericht München. Die Urteilsverkündung geht ziemlich schnell. Geschätzte Dauer: 35 Sekunden. Die Richterin sagt, was nach den letzten Verhandlungstagen sowieso schon alle erwartet haben: Ditfurth darf Elsässer nicht als „glühenden Antisemiten“ bezeichnen.

Das hatte sie im April bei einem Interview mit der „Kulturzeit“ auf 3sat getan, es ging um die allmontäglichen „Mahnwachen für den Frieden“. Ditfurth wollte darlegen, warum die so gefährlich sind. Und da hat sie eben als eines von drei Beispielen Jürgen Elsässer genommen, der zu diesem Zeitpunkt ziemlich häufig auf den Montagsmahnwachen herumsprang und Reden hielt, und hat ihn in diesem Zusammenhang als „Antisemit“ und „Schwulenhasser“ betitelt. Das mit dem „Schwulenhasser“ hat Elsässer offenbar nicht gestört, zumindest hat er dagegen nicht geklagt. Aber in seinen Texten schreibt er so intensiv gegen die „westliche Homolobby“ und das „Gendermainstreaming“, dass ihm vielleicht einfach entgangen ist, dass der „Schwulenhasser“ in diesem Zusammenhang nicht als Kompliment gedacht war.

Aber als „Antisemit“ wollte Elsässer dann doch nicht gelten, die Unterlassungsklage gegen Ditfurth folgte. Und so hat nun das Landgericht München in den letzten Wochen darüber verhandelt, was ein Antisemit denn eigentlich ist. Ditfurth hatte massenhaft angebliche Elsässer-Zitate zusammengetragen. „Wer vom Zionismus nicht reden darf, muss auch vom Faschismus schweigen“, zum Beispiel. Gereicht hat der Richterin das Material nicht. Trotzdem will Ditfurth in die nächste Instanz gehen. „Da ist mir meine Meinungsfreiheit einfach wichtig“, sagt sie.

Jürgen Elsässer ist entzückt. „Das wird teuer, hehe“, kommentiert er auf seinem Blog. Die Überschrift lautet „Finalsieg über Ditfurth“. LAURA MESCHEDE