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Archiv-Artikel

„Wir haben gegenüber ein Mahnmal“

Der Ratsbeschluss war einstimmig: Die Samtgemeinde Elbmarsch, einen Kilometer vom AKW Krümmel entfernt gelegen, steigt für ihre Gebäude auf regenerative Energieversorgung um. Ein Gespräch mit Bürgermeister Rolf Roth

Von GRÄ

ROLF ROTH, 49, ist seit 2001 Bürgermeister der Samtgemeinde Elbmarsch.

taz: Herr Roth, war sich der Gemeinderat sofort einig, dass es gut ist, für die öffentlichen Gebäude auf regenerative Energieversorgung umzusteigen?

Rolf Roth: Da muss ich ein bisschen ausholen. Als Kommune sind wir verpflichtet, Ausschreibungen zu machen, und da wir das selbst nicht können, hängen wir uns an den Niedersächsischen Gemeindebund oder an den Landkreis. In dem Fall war es der Landkreis, der die Ausschreibungen formuliert hat. Und da war die Alternative: Das ist der günstigste Anbieter oder aber wir nehmen zu 50 oder 100 Prozent Grünstrom.

Und wie grün ist Ihr Strom jetzt?

Ohne lang zu diskutieren hat der Verwaltungsausschuss gesagt: Wir wollen den 100-prozentigen Grünstrom.

Ist der nur atomstromfrei oder komplett aus regenerativen Energien hergestellt?

Es ist regenerativer Strom. Wobei mir bislang noch gar nicht mitgeteilt worden ist, von welchem Anbieter wir ihn bekommen. Es kann sein, dass wir nach wie vor von Eon beliefert werden.

Wie viel teurer ist der neue Strom?

Er ist 2,5 Prozent teurer als der, sage ich mal, normale Strom, den wir bislang hatten. Das macht für uns 5.000 Euro aus.

Da hat niemand gesagt: Wir müssen sparen?

Nein. Es ist eine politische Entscheidung. Wir haben ja uns gegenüber auf der anderen Elbseite ein Mahnmal. Dort steht das Atomkraftwerk Krümmel, wo es gerade die Zwischenfälle gab und man sich jetzt sagt: Vielleicht ist es doch nicht so sicher. Da haben bei uns die beiden großen Fraktionen SPD und CDU gesagt: Das wollen wir.

Wie nahe sind Sie am AKW Krümmel?

Ich will nicht sagen, dass man rüberspucken kann. Unsere Samtgemeinde zieht sich 17 Kilometer an der Elbe entlang, die dichteste Verbindung ist einmal über die Elbe rüber – das ist kein Kilometer. Vom Rathaus her sind es fünf Kilometer Luftlinie.

Waren die Elbmarscher froh über die Entscheidung, den Strom zu wechseln?

Bisher ist keine Kritik bei mir angekommen. Ich bin sehr oft angerufen worden, und da haben alle gesagt: Das ist gut, was ihr macht.

Wenn die Gemeinde mit gutem Beispiel vorangeht, beziehen Sie dann als Bürgermeister auch bei sich zu Hause Strom aus regenerativen Energien?

Ich für mich habe die Entscheidung noch nicht getroffen, aber sie ist jetzt dran.

Haben die Zwischenfälle in Krümmel in Elbmarsch für weitere Konsequenzen gesorgt?

Man hat bisher in dem Glauben gelebt, dass so ein Kernkraftwerk doch ziemlich sicher ist. Wenn es dann zu so einem Zwischenfall kommt und die Informationen so lückenhaft herausgegeben werden, kommt man doch ins Zweifeln. Und von daher ist es ganz neu in der Diskussion, ob es doch die Möglichkeit gibt, umzuschwenken oder anders zu handeln, so dass man nicht mehr von Atomkraftwerken abhängig ist.

Eines ist der Umstieg auf regenerative Energien, ein zweites ist das Energiesparen. Was tut Ihre Gemeinde in dem Bereich?

Wir haben die Wärmedämmung in den Blick genommen, aber bislang nur in einem mittelfristigen Programm. Das sind ja auch Investitionen, die man tätigen muss. Im letzten Jahr haben wir uns die Heizung vorgenommen, als nächstes sind unsere Schulen und die Feuerwehrgerätehäuser dran. INTERVIEW: GRÄ