LESERINNENBRIEFE
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Als Warm-up ein Coffee to go

■ betr.: „Verschenken, bezahlen, vermehren, verleihen“, taz.am wochenende vom 13./14. 12. 14

Die Überschrift ist ja noch verständlich. Aber dann heißt es: „Seit 2006 wurden insgesamt 135 Millionen Euro crowdgefundet.“ Da meldet sich sogar mein Korrekturprogramm, denn selbst einem PC sträuben sich da die Nackenhaare! Und wenn das Seehofer, Scheuer & Co. in Bayern lesen? Ihr sollt doch deutsch reden und schreiben, nicht nur daheim im Wohnzimmer, abends, sondern den ganzen Tag auch in den Redaktionsräumen! Das ganze Geschreibsel von Crowds (meint ihr etwa Krauts?), Start-ups, Communitybuilding und womöglich noch Gender Mainstreaming verhindert die Integration ganzer Bevölkerungsschichten, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Um das auszuhalten und zu liken, brauche ich jetzt als Warm-up einen Coffee to go aus der Shoppingmall.

Merry Xmas-Holy-Shit wisht eine Paper-Readerin. Greetings von MARLIES BEITZ, Stuttgart, Germany

Ein Unrechtsstaat

■ betr.: „Warum foltern Demokratien?“, taz vom 13./14. 12. 14

Was die Untersuchung des US-Senats erst jetzt – trotz vieler Schwärzungen – zur Veröffentlichung freigegeben hat, war seit vielen Jahren bekannt. Da lässt der mächtigste Staat der Welt auf Geheiß seines Präsidenten systematisch schwer foltern – in einigen Fällen bis zum Tode – und die Bundeskanzlerin spricht von einer Wertegemeinschaft mit den obersten Folterern, schon als diese Herren (Bush jr. und Cheney) noch amtierten. Und jetzt besitzt der Expräsident noch die Unverfrorenheit, für seine CIA-Folterknechte eine besondere staatliche Anerkennung einzufordern, anstatt sich bei den Opfern zu entschuldigen.

Was ist das nur für ein Land, in dem ein Präsident an die Macht kommen kann, der derartige Verbrechen ungestraft anordnen kann. In dem rassistische weiße Polizisten grundlos Schwarze erschießen können, ohne ein Gericht fürchten zu müssen. In dem mehr Schwarze als Weiße in den Gefängnissen sitzen, obwohl sie nur 13 Prozent der Bevölkerung ausmachen. In dem mehr Schusswaffen in Umlauf sind, als das Land Staatsbürger hat. Das Gefangene über 12 Jahre lang ohne Prozess im Knast schmoren lässt. Das nach 1945 auf allen Kontinenten (außer Australien) Kriege geführt hat. Ist dies noch ein Rechtsstaat? Oder trifft hier auch schon die Bezeichnung Unrechtsstaat zu?

Aber eines ist tröstlich – George W. ging und geht regelmäßig zum Gottesdienst und erbittet bei jeder Gelegenheit Gottes Segen. Das machen übrigens die Mafia-Bosse auf Sizilien genauso!

ULRICH ALTHÜSER, Sieverstedt

Sinti sind deutsche Staatsbürger

■ betr.: „83 Sinti und Roma werden abgeschoben“, taz vom 11. 12. 14

Sinti können weder nach Serbien und Mazedonien noch sonst wohin abgeschoben werden. Weder in Südost- noch Osteuropa leben Sinti. Sinti leben überwiegend in Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland, in Belgien, den Niederlanden und Teilen Frankreichs. Deutsche Sinti brauchen als deutsche Staatsbürger keine Asylanträge zu stellen, benötigen als Deutsche keine Aufenthaltsgenehmigung oder sonstiges. Die anderen Sinti befinden sich auch keineswegs auf der Flucht, sondern verfügen wie alle anderen Bürger in ihren Ländern über die Freizügigkeit innerhalb der EU.

Es ist schon fürchterlich genug, wie man mit Flüchtlingen und Migranten in unserem Land umgeht, das angeblich die Unantastbarkeit der Menschenwürde garantiert. Neben Moslems stehen jetzt fast überall Sinti und Roma unter Generalverdacht, Verbrecher und Sozialschmarotzer zu sein. Und es wird unreflektiert verbreitet, dass „Sinti und Roma“ abgeschoben werden sollen oder wurden. Sinti sind keine Roma und Roma sind keine Sinti. Die Sinti haben mit den Roma fast gar keine Gemeinsamkeiten. ROSA METTERNICH, Köln

Hör mal, Manne Lucha

■ betr.: „83 Sinti und Roma werden abgeschoben“, taz vom 11. 12. 14

An Manne Lucha, MdL Baden-Württemberg, Grüne:

Hör mal, Manne – nach „Lieber“ ist mir jetzt nicht –, Du hast ja wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank. Ich hab nicht 1980 in Heidelberg die Grünen (damals GAL) mitgegründet (und betreue inzwischen als Hausarzt Flüchtlinge hier vor Ort), damit sich dieser Verein, inzwischen Regierungspartei, an niederträchtigen Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt, indem Ihr zu Winterbeginn ganze Familien in den Kosovo deportiert. Und ob die „nach altem Recht zur Abschiebung anstanden“ oder nicht, ist so was von scheißegal! Schreib Dir hinter Deine Ohren: Kinder bleiben hier – Kinder werden nicht deportiert! Kinder haben nach UN-Kinderrechtskonvention das Recht auf Schutz vor Gewaltanwendung (Artikel 19) und dagegen hast Du und haben Eure Ausländeramtsschergen verstoßen. Also geh sofort hin und veranlasse die Rückkehr der Kinder und ihrer Eltern!

Im Übrigen habt Ihr nicht nur eine niederträchtige Menschenrechtsverletzung begangen, sondern handelt auch strunzdumm. Schließlich ist bekannt, dass wir in Deutschland ein demografisches Problem haben, also zu wenig Geburten. Und da ist es nicht nur ein Verbrechen, sondern bevölkerungspolitischer Schwachsinn, wenn man Kinder nicht willkommen heißt, sondern die späteren Sozialkassenbeitragszahler deportiert. Da wär es für Dich und Deine Schergen ja schon patriotische Pflicht, durch geeignete Endmaßnahmen dafür zu sorgen, dass wenigsten Ihr dereinst die Sozial-/Rentenkassen nicht mehr belastet. ERNST SOLDAN, Norderstedt