: Streikgefahr an Flughäfen
LUFTFAHRT Erstmals drohen Sicherheitsleute mit Warnstreiks an deutschen Flughäfen
KÖLN taz | Arbeitskampf am Flughafen – das war bisher die Domäne von Lotsen oder Piloten. Nun bekommen sie womöglich Konkurrenz. Die Sicherheitsleute an Flughäfen drohen, ihre Arbeit niederzulegen, sollte es nicht bald eine Einigung mit den Arbeitgebern für einen neuen Manteltarifvertrag geben. Am Montag findet die nächste Verhandlung statt. „Ist die nicht erfolgreich, wird es wahrscheinlich bald zu Warnstreiks kommen. Die Kollegen sind heiß“, sagte eine mit den Gesprächen vertraute Betriebsrätin.
Rund 15.000 private Sicherheitsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sind insgesamt an den deutschen Flughäfen tätig. Private Firmen kontrollieren neben den Bordkarten und dem Gepäck der Passagiere mittlerweile auch teilweise die Beschäftigten der Flughäfen. „Wir können den gesamten Flugbetrieb lahmlegen“, heißt es bei der Gewerkschaft Ver.di. Die Bundespolizei nimmt die Drohung ernst. Der Onlinezeitung „Der Westen“ kündigte eine Sprecherin „Kompensationsmaßnahmen“ im Falle von Streiks an.
Schon seit November 2010 sitzen Gewerkschaft und Arbeitgeber zusammen. Streitpunkte sind im Rahmen eines neuen Manteltarifvertrags unter anderem Arbeitszeiten, die Laufzeit befristeter Arbeitsverträge und der Urlaubsanspruch. Höhere Löhne stehen nicht im Vordergrund der Verhandlungen. Die Arbeitgeber sind den Beschäftigten laut Ver.di bereits entgegengekommen. Für einen Kompromiss reiche das nicht. Streiks der Flughafensicherheitsleute wären eine Premiere in Deutschland. Entsprechend nervös reagiert der Arbeitgeberverband Bundesverband Deutscher Wach- und Sicherheitsunternehmen (DWS). Ein unbeteiligter „frustrierter Gewerkschaftssekretär“ wolle die Verhandlungen torpedieren, so der BDWS-Geschäftsführer Harald Olschok. Er geht daher von einer Einigung am Montag aus.
Allerdings: Auch in Ver.di-Verhandlungskreisen heißt es, die Wahrscheinlichkeit für Warnstreiks liege bei „deutlich mehr als 50 Prozent.“ Flugausfälle noch zur Urlaubszeit wären möglich. MORITZ SCHRÖDER