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Archiv-Artikel

Verhöhnung der Opfer

betr.: „Der Fall Linse. Wie Antistalinismus auf dem rechten Auge blind macht. Kein zweiter Schindler“, taz vom 26. 7. 07

Zur ideologischen Gleichschaltung der Deutschen dienten die Enteignungen des jüdischen Vermögens in der NS-Zeit. Die juristische Legitimierung der geraubten Beute ist ein probates Mittel, um Gegner auszuschalten und zu Sündenböcken zu machen.

Unter veränderten Bedingungen gingen die Schuldabwälzungen nach 1945 weiter und so ist es kein Wunder, dass ein Jurist wie Walter Linke auch bei den „rotlackierten Nazis“ gut zu gebrauchen war. Ehemalige Parteimitglieder waren leicht erpressbar und stellten daher ihren ehemaligen Feinden in Ost- und Westdeutschland ihr Herrschaftswissen zur Verfügung. Die meisten geschäftstüchtigen Fachleute sahen ihre Zukunft bei Adenauer und den westlichen Alliierten. Walter Linke hat vermutlich seinen Arbeitgeber gewechselt und im „Kalten Krieg“ tragischerweise verloren. Er musste allerdings das Risiko kennen, wenn er die Seiten wechselte.

Einen Preis für die Opfer des Stalinismus nach einem ehemaligen NS-Funktionär zu benennen, würde auch diejenigen Opfer verhöhnen, die wie mein Onkel Herbert Polter 1946 im KZ Sachsenhausen gestorben sind. JOHANNES SPARK, Bremen