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Archiv-Artikel

Der mächtige Revolverblattheld

Rupert Murdoch, 76, dessen Blätter „Sun“ oder „News of the World“ berüchtigt sind, hat mit dem Erwerb von Dow Jones nebst renommiertem „Wall Street Journal“ seinen größten Coup gelandet FOTO: AP

Keine ewigen Verbündeten, keine Feinde von Dauer – nur bleibende Interessen. So beschrieb Lord Palmerston das Britische Imperium. Die Beschreibung passt – nicht zu Großbritannien, sondern zum Medienimperium von Rupert Murdoch. Gestern wurde bekannt, dass der 76-Jährige das Verlagshaus Dow Jones übernimmt, das auch das Wall Street Journal herausgibt. Weltweit sorgte der Coup für erhitzte Diskussionen über Pressefreiheit und die Zukunft des renommierten Blattes. Für Murdoch ist der nun beschlossene Kauf die Krönung seines Lebenswerks.

Das war von zwei Zielen bestimmt: Geld und Macht. Murdoch, als Sohn schottischer Einwanderer 1931 in Australien geboren, übernahm nach dem Tod seines Vaters mit 21 Jahren dessen Unternehmen: zwei australische Lokalblätter, einen Radiosender, hohe Schulden. Durch geschicktes Taktieren und den Kauf weiterer Zeitungen beherrschte er bald den Medienmarkt in Australien; expandierte nach Großbritannien, wurde 1985 US-Bürger. Heute umfasst sein Konzern News Corporation über 100 Zeitungen, Fernsehsender und die Internetseite myspace.com.

KritikerInnen werfen Murdoch vor, mit seiner Medienmacht konservative Politik zu unterstützen. Tatsächlich baute er die einst linksliberale New York Post zu einem Blatt um, das liberale Richter „Terrorverbündete“ schimpfte und den Skandal in Abu Ghraib von der Titelseite verbannte. Seine Anrufe in Chefredaktionen sind legendär. Doch ein Parteimensch ist Murdoch nie gewesen: Er beschreibt sich als Einzelgänger, der es hasse, von anderen abhängig zu sein.

Abhängig macht er lieber andere: 1977 hievte er den relativ unbekannten Ed Koch auf den Bürgermeistersessel von New York; 1979 unterstützte er Margaret Thatcher maßgeblich im britischen Wahlkampf; ab 1995 stand er auf der Seite Tony Blairs. Um Ideologie gehe es dabei nicht, wie ein Vertrauter Murdochs sagt: „Er geht immer dorthin, wo es am spannendsten ist.“ Und wo er künftigen Einfluss erwartet: So pflegt er derzeit gute Kontakte sowohl zur demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton als auch zu ihrem konservativen Gegner John McCain.

Er glaube an den freien Markt und an den Wert der Familie, auch wenn Letzteres vielleicht verwunderlich klinge, sagte Murdoch 2006 in einem Interview. 1999 heiratete er die fast 40 Jahre jüngere Wendi Deng. Mit ihr hat er zwei kleine Töchter, vier weitere Kinder stammen aus seinen beiden vorigen Ehen. Einer seiner beiden Söhne soll eines Tages sein Imperium übernehmen. Die Kronjuwelen hat er nun erstanden. JULIANE SCHUMACHER

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