: Tierschutz statt Tierquälerei
betr.: „Der Verbraucher ist blind“, Interview mit Gerd Billen (Bundesverband der Verbraucherzentralen), taz vom 1. 8. 07
Um es gleich vorweg zu sagen: Mein Kommentar ist aus der Sicht der Tiere geschrieben, deren Produkte von den Dumpingpreis geblendeten, blinden Verbrauchern gekauft werden.
Bei dem Interview bleibt einiges unklar: Worin besteht eigentlich der große Spaß an der Freiheit des Verbrauchers? Blindheit sehe ich als Fessel, wenn keiner einem sagt, was für Ekelkram da verscherbelt wird, sondern die CMA-Werbung einem beispielsweise die fröhlichen Kühe auf der grünen Weide vorgaukelt, die in Wirklichkeit jedoch mit amputierten Hörnern im schmutzigen Stall herumschleichen und in noch jugendlichem Alter ausgepowert auf dem Schlachthof enden. Es ist auch äußerst unfrei, gesundheitsschädliche Produkte wie Geflügelfleisch und Eier, die zu einem großen Teil mit Salmonellen und anderen Krankheitserregern verseucht sind, angedreht zu kriegen. „Man muss alles gut erhitzen“, heißt es lapidar von den Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft.
Lieber wird massiv abgelenkt und gesundes Freilandgeflügel auf dem Vogelgrippe-Altar bestialisch gemordet (wie kürzlich in Thüringen), damit auf keinen Fall öffentlich wird, dass eben diese Vogelgrippe ein Produkt der Massentierhaltung (und nicht der Wildvögel!) ist! Herr Billen, da ist höchste Alarmstufe angesagt und für Sie ein Anlass, energisch zum Boykott der Geflügelmassenware aufzurufen! Hätte die Regierung keine „nationale Handlungsmöglichkeit mehr“, wären kürzlich nicht hoch aktiv die verbotene Käfighaltung wieder legalisiert, die Masthuhn- und Puten-Quetsch-Verordnung der EU ermöglicht, das Schweinequälen verschärft und der Biolandbau wirkungsvoll ausgebremst worden.
Genauso gut hätten die politischen Aktivitäten auch in die andere Richtung gehen können, die nämlich ca. 85 Prozent der Bevölkerung wünscht: Tierschutz in der Landwirtschaft statt Tierquälerei. Diese 85 Prozent vertreten Sie als Verbraucherschützer, für die sollen Sie kämpfen, damit die Regierung Ihre Verantwortung wahr nimmt!
KARIN ULRICH, Sigmarszell