Mehr als ein Elternabend ist möglich

SCHULE Die Beziehung zwischen Eltern und Lehrern könnte besser sein, stellt ein Gutachten fest. In gebundenen Ganztagsschulen klappt es besser als an anderen Schulen mit dem Austauch

BERLIN taz | Die Stühle niedrig, die Luft stickig, die Nachrichten so lala – ein Elternabend ist selten erbaulich. Doch immerhin, es gibt ihn, und alle Grundschulen bieten diese und andere Formen der Elternbeteiligung an. Darüber hinaus ist die Beteiligung von Eltern in den Grundschulen ausbaufähig. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachten des Sachverständigenrats für Integration und Migration, der von Stiftungen wie Vodafone und Mercator getragen wird.

Die am Dienstag vorgestellte Studie zur Elternbeteiligung in Grundschulen basiert auf Daten der Schulstudien Timms und Iglu und ergänzenden Interviews. Demzufolge beteiligen sich Eltern eher wenig bis gar nicht an schulischen Aktivitäten, und zwar egal ob ihre Muttersprache Deutsch oder Kasachisch ist. „Wir haben nicht festgestellt, dass Eltern mit Migrationshintergrund seltener an Angeboten teilnehmen“, sagte Autorin Mohini Lokhande zu dem oft zitierten Vorwurf, dass zugewanderte Eltern sich weniger in der Schule engagierten. „Das ist gleich niedrig.“

Es sei ganz klar Aufgabe der Schulen, die Beteiligung von Eltern steigern, meint Christine Schu vom Sachverständigenrat. Das sei vor allem unter dem Gesichtspunkt geboten, dass Schulerfolg und Elternhaus in Deutschland eng miteinander verknüpft seien. „Es geht hier nicht um Hausaufgaben, es ist sogar eher kontraproduktiv, wenn Eltern, die schlecht Deutsch sprechen, mit ihrem Kind Diktate schreiben“, stellte Schu klar. „Sondern darum, das Kind zu motivieren und für eine gute Atmosphäre zu sorgen.“ Schulen, die Eltern das Gefühl geben, willkommen zu sein, und sie ermuntern, sich zu äußern, gelinge es auch besser, sie einzubeziehen. Der Studie zufolge ist das oft schon der Fall in rhythmisierten Ganztagsschulen, die Unterricht und Freizeitangebote über den Tag verteilen. Etwa indem sie Kennenlerngespräche vor Schulstart anbieten, Elterncafés und gute Kontakte zu den Deutschlehrern fördern.

Der Sachverständigenrat fordert, dass die Länder bei der Finanzierung der Schulen den Posten „Elternarbeit“ stärker berücksichtigen. Außerdem sollten Schulsozialarbeiter, die als Mittler zwischen Lehrern und Eltern fungieren, an allen Schulen zugegen sein. ANNA LEHMANN