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Archiv-Artikel

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Yellow Cake – Die Lüge von der sauberen Energie Deutschland 2010, R: Joachim Tschirner Über einen langen Zeitraum verfolgte und recherchierte das Team um Dokumentarfilmer Joachim Tschirner genauestens die Entwicklungen zum gern totgeschwiegenen Thema der Uranerzgewinnung, dem ersten Glied der atomaren Kette, dessen Produkt „Yellow Cake“ der Wirtschaft gigantische Gewinne einbringt. Ausgangspunkt sind Thüringen, Sachsen und die Folgen der Arbeitsweise des ehemaligen sowjetisch-ostdeutschen DDR-Konzerns Wismut. Von dort führt der Weg die Filmemacher zu den größten Uranminen der Welt nach Namibia, Australien und Kanada. Hier führen sie vielsagende Gespräche mit Minenarbeitern und Betroffenen sowie entlarvende Interviews mit Vertretern der Uranindustrie. „Yellow Cake“ berichtet über den Umgang mit Natur und Menschenleben, über die Machtverhältnisse zwischen Demokratien und Industrie, die Zerstörung wunderbarer Landschaften und die Belastungen von Ökosystemen, in ihren vollen Konsequenzen heute nicht abschätzbar.

Selbst für den thematisch doch sehr vielschichtigen und opulenten deutschen Dokumentarfilm stellt „Yellow Cake“ einen bemerkenswerten Sonderfall dar: durch seinen prinzipiellen und konsequenten globalen Erzählwillen, durch den hohen aufklärerische Impetus, sein Problembewusstsein und die Intensität der Spurensuche in der strahlenden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Es erscheint logisch und konsequent, einen weiteren Blick zu wagen: Einen Blick zurück in die radioaktive DDR-Altlast der Wismut, in die Zeit des Kalten Krieges der Systeme. Einen Blick vor allem aber in eine offensichtlich unbelehrbare Gegenwart – in den Kapiteln aus Namibia, Australien und Kanada.

Wir sehen: Der atomare Parforceritt geht intensiver und unbelehrbarer denn je weiter. Ein schockierendes Fazit: Wenn es zu keinem Wandel in den Grundhaltungen kommt, ist die Apokalypse nicht fern. Dies akzentuieren die Bilder des Films von den Friedhöfen und Schlachtfeldern des radioaktiven Mülls. Tickende Zeitbomben als Menetekel. Immer wieder, ob in Schlema oder in der namibischen Wüste und in Kanada, zeigt „Yellow Cake“ den „human factor“ der Problematik.

Es wiederholen sich nicht nur die Krankheitsbilder. Es kehren wieder die wirtschaftlichen Zwänge für den Einzelnen, den „strahlenden“ Teufelspakt zu schließen. Es wiederholen sich Lügen und Desinformation, der Kreislauf der Beschwichtigungen, Naivität und Leichtgläubigkeit. Es wiederholt sich der Magnetismus der Profite. Ein leitmotivischer Rahmen ist Hans-Eckardt Wenzels Song nach einem Text von Woody Guthrie: „Erst nach 100 Jahren ... wasch ich Gesicht und Hände mir ...“.

Die sehr verständliche Haltung der Filmemacher, nicht missverstanden zu werden, möglichst viel zu informieren, viele komplexe Bezüge offenzulegen, nichts auszulassen, führt jedoch an manchen Stellen zu Überdeutlichkeiten, beinahe zu einem „Zuviel“ des Guten.

Der Film läuft Montag um 19.00 im Universum in Braunschweig