: Die Geschichte von Felix und Fai
LIEBESFILM In „Patong Girl“ begegnet ein norddeutscher Junge in Thailand der großen Liebe – jenseits der Klischees
Als norddeutsche Provinz castete man das vorweihnachtlich erleuchtete Brackel, Kreis Harburg. Nach ein paar anfänglichen Impressionen entflieht Familie Schröder dem heimischen Idyll – in den Weihnachtsurlaub auf eine Ferieninsel in Thailand. Dort landen die Schröders im „Hotel Alpenrose“, dessen Fototapeten Alpenlandschaften zieren und wo bei tropischem Klima Gänsebraten serviert wird, mit Rotkohl und Klößen.
Es ist wohl das letzte Mal, dass die beiden erwachsenen Söhne noch mit den Eltern verreisen, und der Jüngere, Felix (Max Mauff), verguckt sich in einer der Bars auch gleich in die schöne Fai. Das muss eine Prostituierte sein, denken Felix’ Eltern, und auch dem Zuschauer wird dies eine ganze Weile lang suggeriert. Glücklicherweise interessiert sich Regisseurin Susanna Salonen nicht für diese spekulative Geschichte. Sie zeichnet ihre Figuren mit genauem Blick, viel Einfühlungsvermögen und einem geradezu zärtlichen Witz.
Fai (Aisawanya Areyawattana) gehört wie Felix zur Mittelschicht und macht ebenfalls Urlaub in Patong und begegnet dem gleichaltrigen Felix daher auf gleicher Ebene. Eltern und Bruder machen sich nicht wirklich Sorgen, aber das ändert sich, als er nicht mit ihnen zurückfliegt, sondern mit Fai im Bus quer durch Thailand in ihre Heimatstadt reist.
Mutter Annegret (Victoria Trauttmansdorff) fährt ihm nach – und nun sind beide abseits der Touristenghettos im echten Thailand angekommen. Während Annegret an dieser Aufgabe wächst und schließlich mit einer sympathischen Souveränität eine Nacht auf einer staubigen Straße verbringt, offenbart Fai Felix ihr tiefstes Geheimnis, was ihn dazu zwingt, sein eigenes sexuelles Selbstverständnis grundsätzlich in Frage zu stellen. Diese dramaturgische Volte ist so geschickt ausgeführt, dass ihre Pointe hier nicht verraten werden darf.
Susanna Salonen hat in den 90er-Jahren selbst in Phuket als Tauchlehrerin gearbeitet und darüber ihr Debüt „Monsoonregen“ gedreht. Mit Dokumentationen machte sie sich dann einen Namen. So produzierte sie etwa mit „Der Anfang war gut“ eine autobiografische Arbeit über ihre Mutter. Auch dieser erste Spielfilm nun kündet vom genauen Blick Salonens. Da wirkt nur wenig gestellt und nichts geschönt. Gedreht wurde nur an Originalschauplätzen und dank natürlicher Darsteller wirkt die außergewöhnliche Liebesgeschichte sehr authentisch. HIP
Filmstart: 25. Dezember