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Archiv-Artikel

Mehr Politik, weniger Show

Rund 10.000 Menschen haben sich am Wochenende auf der Christopher Street Day-Parade in Hamburg zu ihren sexuellen Neigungen bekannt und forderten die Gleichstellung der Homo-Ehe bei Adoption und im Steuerrecht

Nach den Kontroversen im Vorfeld um Route und Schirmherrschaft der Christopher Street Day-Parade (CSD) „Homo-Reform 2007“ ließ es sich die Opposition nicht nehmen, im Hamburger Vorwahlkampf in der homosexuellen Szene zu punkten. „Wo ist Ole?“, hallte es lautstark aus dem Truck der Schwusos, den homosexuellen SPDlern, als dieser am Samstag auf dem völlig überfüllten Jungfernstieg fuhr. Gemeint war Bürgermeister Ole von Beust (CDU), der aus seiner Zuneigung zum gleichen Geschlecht zwar einerseits kein Geheimnis macht, sich dennoch nicht öffentlich zur Homosexualität bekennt.

Er war der Parade ferngeblieben, so dass die Oppositionspolitiker Michael Naumann (SPD) und Christa Goetsch (GAL) die Manifestation mit rund 10.000 Teilnehmern und 21 Trucks sowie 40.000 Schaulustigen eröffneten.

Die CSD-Demonstration präsentierte sich nicht als eine schwul-lesbische Schlagerparade – wenn auch mal Dschingis Khans „Moskau“ oder Abbas „Waterloo“ die Massen tanzen ließen – sondern es dominierten die Inhalte. Die Drag-Queens in kurzen Röcken und superhohen Plateau-Schuhen und die schrillen Typen in Netzstrümpfen, Pumps oder Lederoutfit waren eher die Ausnahme. Auch der Sado-Maso-Block am Anfang, wo Frauen ihre Männer in Kutschen an Ketten gehalten haben, gehörte zwar zum Repertoire, doch danach bestimmten Lesben die Szene. „Finanzierung der Lesbenarbeit“ oder „Keine Gewalt an Schulen gegen Lesben“, stand auf den Transparenten. „Ich bin ich“ und „Wir sind wir“, prangte auf vielen Shirts. Damit sollte die Forderung nach Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften untermauert werden. Noch immer sind diese bei Adoptionswünschen und steuerlich benachteiligt. Die Grünen beklebten die tausende Menschen mit Aufklebern: „Gleich ist geil“. Selbst SPD-Bürgermeister-Herausforderer Michael Naumann ließ es sich nicht nehmen, vom Schwuso-Truck in die Menge zu winken – eingebettet in Plakate: „Heute schon gebetet – Abschiebung muslimischer Schwuler und und Lesben stoppen“ oder: „Heute schon gekämpft – Gleichstellung Schwuler und Lesben in dieser Gesellschaft“. KAI VON APPEN