piwik no script img

Archiv-Artikel

Gericht lässt Scientologen abblitzen

Die Sektenbeauftragte des Senats, Ursula Caberta, darf die Presse über die Flucht einer 14-jährigen Tochter von Scientologen aus Berlin informieren, entschied gestern das Hamburger Verwaltungsgericht

Von wie

Es war kein guter Tag für Scientology: Erst der Auftritt von Innensenator Udo Nagel, der bei der Vorstellung des „Schwarzbuchs Scientology“ ein Verbot der Sekte forderte. Wenige Stunden später dann die Niederlage zweier Scientologen-Eltern aus Berlin vor dem Hamburger Verwaltungsgericht. Per Eilantrag hatten sie der Sektenbeauftragten des Hamburger Senats und „Schwarzbuch“-Autorin, Ursula Caberta, verbieten wollen, sich über die Flucht ihrer 14-jährigen Tochter nach Hamburg zu äußern.

Weder die Tochter noch sonst jemand sei in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt worden, urteilte das Gericht. Alles deute darauf hin, dass Caberta die Informationen anonymisiert habe. Dass sie die Stiefmutter des Mädchens als „Scientology-Direktorin“ bezeichnet habe, reiche nicht aus, um diese für Außenstehende zu identifizieren. Die Nennung des Namens der Frau in Presseberichten könne auch das Ergebnis journalistischer Recherche sein.

Das Mädchen hatte sich am vergangenen Wochenende zusammen mit seinem 25-jährigen Stiefbruder bei Caberta gemeldet, die mit der „Arbeitsgruppe Scientology“ eine Anlaufstelle für ausstiegswillige Sektenmitglieder leitet. Das Mädchen wollte nicht in ein Scientology-Internat nach Dänemark geschickt werden (taz berichtete). Außerdem befürchtete es eine Kontaktsperre zu seinem Bruder, der seinen Austritt bereits erklärt hatte. Bis zur Entscheidung des Jugendgerichts befindet sich das Mädchen in Obhut des Jugendamts. Ein Gespräch mit der Mutter verlief offenbar ergebnislos.

Unterdessen hat sich die Hamburger SPD der Verbotsforderung des Innensenators angeschlossen. Die zuständigen Stellen hätten „unsere volle Rückendeckung beim Kampf gegen den gefährlichen Psycho-Konzern Scientology“, erklärte der SPD-Abgeordnete Andreas Dressel. Caberta saß vier Jahre für die SPD in der Bürgerschaft, Sektenbeauftragte wurde sie noch unter Rot-Grün. wie

inland SEITE 6