: „Mann oh Mann – mein Testosteron!“
ANGST Männer sterben im Schnitt sechs Jahre früher als Frauen, gehen aber seltener zur Vorsorge. Um das zu ändern, lockt die Deutsche Gesellschaft für Männergesundheit jetzt mit Events
„Männer sind das schwächere Geschlecht“, sagt Frank Sommer, und er muss es wissen. Sommer ist nicht der Sex-Experte aus der Teenie-Zeitschrift „Bravo“, sondern der weltweit erste Professor für Männergesundheit. Als solcher befasst er sich überwiegend mit Fragen der Potenz, mit Testosteronwerten, mit Prostatakrebs und dem Herzinfarktrisiko. „Aber auch psychische Erkrankungen wie Depressionen sind ein wichtiges Thema bei Männern“, sagt er.
Sommer ist auch Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit, die die Öffentlichkeit und vor allem die Männer über ihre Gesundheit aufklären will. „Viele Männer sind weniger gesund als sie selbst annehmen und viel weniger gesund als Frauen“, sagt Cornelia Färber von der Gesellschaft für Männergesundheit. Das liege etwa daran, dass sie sich schlechter ernährten und seltener zu Vorsorgeuntersuchungen gingen als Frauen.
Männer gehen an Grenzen
„Männer sterben rund sechs Jahre früher als Frauen, leiden fast doppelt so oft unter chronischen Erkrankungen und gehen eher an körperliche und psychische Grenzen“, schreibt die Stiftung für Männergesundheit. Zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Männergesundheit hat die Stiftung 2010 den ersten Bericht über Männergesundheit herausgegeben. Der Zweite erschien 2013 mit dem Schwerpunkt „Psychische Gesundheit“.
Während der Anteil von diagnostizierten Depressionen bei Männern viel geringer sei als bei Frauen, liege die Selbstmordrate bei Männern dreimal so hoch, heißt es dort. Leistungsdruck, wachsender Mobilitätszwang und ständige Erreichbarkeit werden als Faktoren für Depressionen und Burnout-Symptome angeführt. Nichts spezifisch Männliches also, schließlich sind Frauen und Männer diesen Faktoren gleichermaßen ausgesetzt. „Allerdings scheuen Männer sich mehr, diese Probleme anzugehen“, sagt Sommer. „Meistens gehen sie erst zum Arzt, wenn etwas weh tut.“ Frauen hingegen kämen häufiger mit Ärzten in Kontakt, wenn sie beispielsweise zur Gynäkologin gingen, um sich die Pille verschreiben zu lassen. So sei der Gang zur Vorsorge normaler.
Um die Männer trotzdem zur Vorsorge zu kriegen, veranstaltet die Gesellschaft für Männergesundheit nun Events, wie beispielsweise eine kostenlose Bestimmung des Testosteronwerts im Hamburger Uni-Klinikum. „Mann oh, Mann – mein Testosteron!“ steht auf dem Flyer, der die Veranstaltung bewirbt. „So kommt der Spaßfaktor hinzu“, sagt Sommer, „und es entsteht keine peinliche Situation im Wartezimmer.“
Männer, die man mit Events locken kann und Frauen, die sich gesünder ernähren und eher zum Arzt gehen – das klingt ein bisschen zu einfach. „Da haben Sie recht“, stimmt Sommer zu. „Heutzutage ist es auch bei Männern fast eine Mode, auf sich und seinen Körper zu achten.“ Auch Männer würden mittlerweile erkennen, dass Vorsorge wichtig sei. Trotzdem sei auf diesem Feld noch viel zu tun. KATHARINA SCHIPKOWSKI