Second-Hand-Trafo für Atommeiler Krümmel

Vattenfall verschifft einen Reserve-Transformator vom AKW Brunsbüttel nach Geesthacht. Dort soll er den Ende Juni im Meiler Krümmel abgebrannten Trafo ersetzen. Robin Wood und Greenpeace fordern die Stilllegung beider AKW

Mit einem gebrauchten Transformator will der Energiekonzern Vattenfall sein abgeschaltetes Atomkraftwerk Krümmel möglichst zügig wieder ans Netz bringen. Gestern früh wurde ein Trafo vom AKW Brunsbüttel auf der Elbe nach Geesthacht verschifft. Der dortige Meiler Krümmel steht nach einem Brand in einem Trafo-Gebäude Ende Juni seit sechs Wochen still.

Vattenfall-Sprecher Ivo Banek bestätigte im Gespräch mit der taz nord einen Bericht der Umweltschutzorganisation Robin Wood über den Transport. Ein Reserve-Trafo, der auf dem Gelände des AKW Brunsbüttel vorgehalten wurde, soll nun in Krümmel den abgebrannten Transformator ersetzen. Dieses sei nach mehrwöchiger Prüfung technisch und logistisch die beste Lösung, sagte Banek. Ein Neubau würde etwa eineinhalb Jahre dauern, und so lange möchte Vattenfall den Meiler bei Geesthacht keinesfalls abgeschaltet lassen.

Der tonnenschwere Trafo solle vom Hafen Geesthacht per Tieflader zum Reaktor gebracht und unmittelbar in den nächsten Wochen eingebaut werden, sagte Banek. Die Vorbereitungen liefen bereits. Änderungen im Trafo-Gebäude seien nötig, weil das neue Gerät etwas größer sei als das alte.

Die Atomaufsichtsbehörde im schleswig-holsteinischen Sozialministerium gab sich gestern gelassen. Sie werde erst tätig, wenn der Transformator eingebaut sei, erklärte Sprecher Oliver Breuer: „Dann werden Experten des TÜV in unserem Auftrag die Anlage überprüfen.“

Nach Angaben von Vattenfall sind die zurzeit absehbaren Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Störfall im AKW Krümmel bis Ende August abgearbeitet. Im ebenfalls abgeschalteten Meiler Brunsbüttel sei der Brennelemente-Wechsel voraussichtlich bis zur nächsten Woche abgeschlossen. „Wir hoffen, dass wir dann beurteilen können, ob die Dübel-Problematik sicherheitstechnisch relevant ist.“ Techniker prüfen, ob beanstandete Dübel in Brunsbüttel trotz einer falschen Baureihe geeignet sind.

Robin Wood und auch Greenpeace erneuerten gestern ihre Kritik an Vattenfall. „Nicht Sicherheitsbelange, sondern vor allem wirtschaftliche Interessen bestimmen den Fahrplan für die Wiederinbetriebnahme des maroden Atommeilers“, kritisierte Agnes Popiel von Robin Wood. Der Energiereferent der Organisation, Dirk Seifert, forderte die Abschaltung „der beiden Schrottreaktoren“. Beide AKW seien „in einem katastrophalen Sicherheitszustand“.

Auch Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital hält einen neuen Transformator in Krümmel „für Flickwerk“. Durch dessen Einbau werde „das störanfällige Atomkraftwerk nicht sicherer“.

SVEN-MICHAEL VEIT