: Polizeieinsatz beim CSD
Ein dänischer Besucher der Party auf dem Jungfernstieg soll von der Polizei kontrolliert worden sein und einen Platzverweis erhalten haben. Grund: Der Mann hatte seinen Ausweis nicht dabei
Von DANIEL WIESE
Der Christopher Street Day heißt so nach den Homosexuellen-Protesten 1969 in der Christopher Street in New York. Damals trieb die Polizei die Demonstranten mit berittenen Einheiten auseinander, doch die Proteste hielten an. Auslöser war die Razzia in einer Schwulenbar gewesen. Beim Hamburger Christopher Street Day am vergangenen Samstag habe sich die Polizei zurückgehalten, berichten Teilnehmer. „Ich find’ die immer ganz entspannt“, sagt etwa Stefan Mielchen, Chefredakteur des Szenemagazins Hinnerk. Vielleicht seien die Beamten etwas gestresst gewesen, weil die Menschenmassen auf die Straße drängten, aber das sei alles.
Nicht ganz in dieses Bild passt ein Vorfall, von dem ein dänischer Gast der Hamburger Parade in einem schwulen Internetportal berichtet. Er habe sich, schreibt der Mann, mit drei anderen auf dem Jungfernstieg aufgehalten, als zwei Polizisten auf sie zukamen und die Gruppe nach Namen und Geburtstag fragten. Eine Frau, die sich einmischte und den Polizisten sagte, dass die Männer nichts getan hätten, sei ignoriert worden. Als der Däne den Grund für die Kontrolle erfahren wollte, hätten die Polizisten schnell auf ihn eingeredet. Sein Hinweis, er spreche schlecht Deutsch, sei mit der Bemerkung quittiert worden, er sei in Deutschland und müsse Deutsch sprechen.
Die Polizisten hätten den Dänen aufgefordert, seinen Ausweis zu zeigen. Den hatte er jedoch nicht dabei, worauf sie ihm androhten, wenn er nicht kooperiere, würden sie ihm Handschellen anlegen und über Nacht in einer Zelle unterbringen. Als es ihm gelungen war, über Handy seine derzeitige Adresse zu ermitteln, hätten sich die Polizisten beraten und ihm dann einen Platzverweis erteilt.
Als der schwule GAL-Abgeordnete Farid Müller von der Geschichte erfuhr, nahm er Kontakt zu dem Dänen auf. Der Mann war bei dem Vorfall offenbar nicht besonders auffällig gekleidet, er hatte eine Armee-Hose, Stiefel und ein schwarzes T-Shirt an. Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen habe er nicht getragen.
In der Schwulenszene kursiert das Gerücht, dass es kurz vor der Kontrolle in der Nähe einen Vorfall gegeben habe, bei dem sich Schwule „sexuell offensiv“ verhalten hätten. Die Rede ist von so genanntem „Urinsex“.
Farid Müller hat nun eine Anfrage an den Senat gestellt. Insbesondere will er wissen, warum die Personalien der Männer kontrolliert wurden und warum es zu dem Platzverweis kam. Die Polizei wollte den Vorfall gegenüber der taz weder bestätigen noch dementieren. Das sei bei einer laufenden Anfrage nicht üblich, hieß es.