: Atomtransporter stillgelegt
Second-Hand-Trafo für Meiler Krümmel ist zu schwer. Achsenbruch zwingt Tieflader in Geesthacht in die Knie. Transport soll heute fortgesetzt werden. Umweltverbände demonstrieren auf der Elbe für Abschaltung des AKW
475 Tonnen Gewicht sind kein Pappenstiel: Der neue Transformator für das Atomkraftwerk Krümmel hat gestern einen Tieflader stillgelegt, der ihn vom Elbehafen in Geesthacht zum Meiler fahren sollte. Das Gefährt erlitt einen Schaden an einer seiner 16 Achsen. Heute soll nach Angabe einer Polizeisprecherin die Hydraulik ausgetauscht werden. Dann könne der Transport mit dem Ersatz-Trafo aus dem AKW Brunsbüttel die letzten 3,5 Kilometer zurücklegen.
Zuvor hatten gestern früh Aktivisten der Umweltschutzorganisationen Greenpeace und Robin Wood in Geesthacht den Transport blockiert. 20 Demonstranten wurden zeitweise in Gewahrsam genommen, als Greenpeace mit fünf Schlauchbooten das Schiff „Geetruida vas wees“ zu behindern versuchte, das Tieflader samt Trafo die Elbe von Brunsbüttel nach Geesthacht hinauf gebracht hatte.
Aktivisten von Robin Wood hatten sich über Nacht an der Geesthachter Schleuse abgeseilt, um diese zu blockieren. Auf einem Transparent stand „AKW Krümmel stilllegen statt flicken!“. Sie beendeten gestern Vormittag die Blockade, als die Polizei massiv einzuschreiten drohte.
„Der Schrott-Reaktor darf nicht wieder ans Netz gehen“, forderte Greenpeace-Sprecher Jan Haase. „Die Zwischenfälle in Krümmel und Brunsbüttel zeigen, dass es ein massiver Fehler wäre, an dieser veralteten Technik festzuhalten.“ Zudem müssten alle Prüf- und Störfallberichte in Zukunft der Öffentlichkeit kurzfristig zugänglich gemacht werden. Die beiden Reaktoren müssten sofort abgeschaltet werden, forderte Greenpeace. Auch die niedersächsische Grünen-Abgeordnete Ursula Helmhold glaubt, dass ein gebrauchter Trafo Krümmel nicht sicherer macht. Deshalb dürfe das AKW nicht wieder ans Netz gehen.
Der Trafo soll die durch einen Brand am 28. Juni zerstörte Anlage am Atomkraftwerk Krümmel ersetzen. Bislang ist noch nicht absehbar, wann der Reaktor wieder ans Netz gehen darf. Auch das AKW Brunsbüttel ist nach Störfällen Ende Juni abgeschaltet und wird untersucht.
Protest gab es auch vor der gestrigen Hauptversammlung von Vattenfall Europe in Berlin. Mehrere Umweltverbände demonstrierten gegen die Energiepolitik des Stromriesen. Der neue Vorstandschef Hans-Jürgen Cramer wies die Vorwürfe eines leichtfertigen Umgangs mit den Störfällen in den beiden Meilern des Konzerns an der Elbe zurück. SVEN-MICHAEL VEIT
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