die taz vor sieben jahren über laptops in schulen: :
Ist diese Frau nun eigentlich eine Visionärin oder einfach eine Quatschtante? Bildungsministerin Edelgard Bulmahn hat wieder eine Initiative verkündet. Alle zehn Millionen SchülerInnen sollen einen eigenen Laptop erhalten – und zwar bis 2006.
Für die Visionärin Bulmahn spricht, dass die Sozialdemokratin in zwei Jahren mehr auf die Beine gestellt hat als ihre Vorgänger in zehn. Deren Bildungsetat schrumpelte zusammen, der von Edelgard Bulmahn steigt hingegen stetig. Für die Quatschtante Bulmahn spricht, dass sie jeder seriösen Zielsetzung ihres Ressorts stets eine Pressemitteilung, eine Rede, einen Fanfarenstoß voraus ist. Über alles, was die Ministerin als fertig und beschlossen preist, muss in Wahrheit immer erst noch in dutzenden Gesprächsrunden mit Kultusministern, Konzernlenkern und, natürlich, dem Kanzler gequatscht, pardon, gesprochen werden.
Bulmahns Vision für das Jahr 2006 lautet, dass 10 Millionen Kids ein Laptop haben sollen. Die Wahrheit ist, dass es heute in Deutschland eine Hand voll Notebook-Schulen und ein Dutzend Klassen mit tragbaren Computern gibt. Utopisch, das zu schaffen? Völlig aussichtslos? Hätten Sie gedacht, dass jemals für ein paar Handyfrequenzen 50 Milliarden Mark oder wahrscheinlich mehr über den Tisch gereicht werden würden?
Mit Bulmahn ist es in Wahrheit wie mit dem Bauernmädchen, das mit dem Milchtopf auf dem Kopf zum Markt läuft und sich im Kopf schon mal ausmalt, was sie dafür alles kaufen und wieder verkaufen und wie sie also eine Großbäuerin werden wird. Man weiß halt vorher nicht, ob ihr der Topf runterfällt.
Und jeder kann es ja auch hinterher überprüfen: Denn im Gegensatz zur Magd träumt die geschwätzige Visionärin Ministerin Bulmahn ja eben nicht leise, sondern laut.
Christian Füller am 10. 8. 2000