Mehr Brot für Grundschüler

Bildung Im Parlament verteidigt Rot-Grün die Stundenkürzungen an Oberstufen damit, dass zu wenig Geld da sei, um alle Schulen zu beglücken

„Als ich noch als Lehrerin gearbeitet habe, hatte ich nie so wenig Schüler“

Renate Jürgens-Pieper, Bildungssenatorin

Zugunsten „der Kleinen“ habe man bei „den Großen“ gespart. Oder in den Worten der Grünen-Abgeordneten Kirsten Kappert-Gonther: „Wer noch wachsen muss, bekommt mehr Brot.“ Mit dieser Formel verteidigte die rot-grüne Regierungskoalition gestern in der Bürgerschaft die umstrittenen Stundenkürzungen an gymnasialen Oberstufen.

Diese seien notwendig gewesen, so Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD), weil mehr Grundschüler eingeschult wurden als bisher. Und weil sich 87 Prozent der Eltern behinderter Kinder in diesem Jahr für eine Regelschule entschieden hätten – was erst seit vergangenem Jahr überhaupt möglich ist. Da den behinderten Kindern keine langen Wege zugemutet werden sollen, hätten beispielsweise für sieben SchülerInnen sieben neue Klassen eingerichtet werden müssen, sagte Jürgens-Pieper. Alternativ zu den Stundenstreichungen hätte sie nur ihren Haushalt überziehen können.

Mehr Geld könnte es für die Bildungssenatorin am Ende dennoch geben, deutete der SPD-Bildungspolitiker Mustafa Güngör an. Derzeit wird nämlich ein Teil der Kürzungen „geprüft“. Sollten diese Prüfungen ergeben, dass das Geld nicht ausreicht, um alle die Angebote an Schulen aufrecht zu halten, die die SPD-Fraktion für wichtig hält, müsse der Senat „nachsteuern“, so Güngör.

Kritisiert wurde die Entscheidung insgesamt 1.454 Stunden an 64 Schulen zu kürzen, von der CDU und der Linkspartei. Letztere forderte die Bildungssenatorin auf, nicht nur wie geplant einen Teil, sondern die angekündigten Kürzungen im vollen Umfang zurückzunehmen und das Budget zu erhöhen. Bremen gebe zu wenig für Bildung aus, so die Fraktionsvorsitzende der Linken, Kristina Vogt.

Die CDU hingegen sieht den 2009 mit SPD und Grünen für zehn Jahre vereinbarten „Bildungskonsens“ in Frage gestellt. Nach diesem unterstützen alle drei Parteien die begonnene Schulreform, zu der unter anderem die Inklusion behinderter SchülerInnen gehört. Inwiefern Rot-Grün den Bildungskonsens verletzt hat, sagte der CDU-Bildungspolitiker Thomas vom Bruch allerdings nicht. „Sie suchen doch einen Grund, sich aus dem Bildungskonsens zu verabschieden“, warf ihm sein SPD-Pendant Güngör vor.

Für besonders problematisch hält Jürgens-Pieper die Streichungen im Übrigen nicht. So säßen jetzt an einer Schule die SchülerInnen nicht in vier, sondern drei Chemie-Kursen, mit höchstens 23 Personen. „Als ich noch als Lehrerin gearbeitet habe, hatte ich nie so wenig Schüler“, sagte die Bildungssenatorin.

EIB