: Dieser Mann ist vernebelt
VON UWE RADA
Es gibt so ein paar Dinge im Leben, denen trauert man nicht wirklich hinterher. Der Wackeldackel auf der Autorückbank gehört dazu, Telefone mit Wählscheibe und – auch das – jene seltsam bleichen Untoten, die sich nach überstandener Lungen-OP samt Infusionsständer in die verrauchte Krankenhauskantine schleppen, um die nächste Zigarette zu inhalieren.
Ärzte und Verantwortung
Nun wissen wir nicht, ob Günther Jonitz auf Wackdeldackel steht oder Telefone mit Wählscheibe. Das mit der Fluppe im Krankenhaus aber liegt ihm am Herzen. Extra-Raucherräume fordert er, damit sich die Patienten im Winter nicht erkälten. Und außerdem, ein wenig Tabakqualm hat noch niemandem geschadet.Der Mann muss vernebelt sein.
Nun war (und ist?) auch Berlins Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher bekennende Raucherin (gewesen). Na und, kann man da nur sagen, solange daraus keine Raucherinnenpolitik wird. Wir leben ja – Gott sei Dank – nicht in einer Beglückungsdiktatur.
Genau das mit der Raucherlobby ist aber das Problem von Günther Jonitz. Eine Zigarre nach dem Abendessen? Sein Ding. Aber die Gesundheitsschäden durch das Rauchen zu bagatellisieren ist ein Unding. Von den Untoten mit Infusionsständern und Fluppe zwischen den Mundwinkel, die wir längst der Vergangenheit zurechneten, ganz zu schweigen.
Muss ein Ärztepräsident ein Vorbild sein? Nein, Vorbilder brauchen mündige Bürger zunehmend weniger. Aber es muss Verantwortung tragen. Das hat Günther Jonitz versäumt.
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