Höchstleistungen mal fünf

Am Donnerstag beginnt die Weltmeisterschaft im Modernen Fünfkampf. Es ist die einzige WM in diesem Jahr in Berlin. Die Wettkämpfe erhalten wenig Aufmerksamkeit – obwohl die Sportart olympisch ist und die Berliner darin gut sind

Ein Marketingexperte würde wahrscheinlich behaupten, Berlin stünde das Sportereignis des Jahres bevor. Schließlich gibt sich eine olympische Sportart die Ehre: In drei Tagen wird die Weltmeisterschaft im Modernen Fünfkampf eröffnet – es ist die einzige WM, die 2007 in der Stadt stattfindet.

Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Der olympische Segen hat dem Modernen Fünfkampf nie zu echter Prominenz verholfen. Robert Trapp, Berliner Landestrainer, ist bereits zufrieden damit, dass in Charlottenburg auf das Ereignis aufmerksam gemacht wird: „Haben Sie unsere Fahnen am Ernst-Reuter- und Theodor-Heuss-Platz gesehen? Das ist schon viel für unsere Verhältnisse.“ Auch Plakate künden von der WM – unauffällig blassblau auf noch unauffälligerem weißen Hintergrund, der Sponsor in größeren Lettern geschrieben als die Sportart, um die es geht.

Trapp erläutert den scheinbaren Widerspruch: „Die meisten wissen doch gar nicht, was Moderner Fünfkampf ist. Den Geldgeber, ein Bankunternehmen, aber kennen viele und verbinden ihn mit gelungenen Sportveranstaltungen.“ Den vielen Ahnungslosen sei geholfen: Ab Donnerstag treten auf dem Olympiagelände 350 Athleten aus 41 Nationen im Pistolenschießen, Fechten, 200 Meter Freistilschwimmen, Hindernisreiten und 3.000 m Lauf gegeneinander an.

Olympische Erfindung

Gemessen am allgemeinen Zuschauer- und Medieninteresse wäre der Moderne Fünfkampf gewiss schon längst aus dem Olympischen Programm gestrichen worden. Doch wenn darüber debattiert wurde, konnten bislang die Mehrkampffunktionäre ihren letzten Trumpf immer erfolgreich ausspielen: der Moderne Fünfkampf ist eine Erfindung von Pierre Coubertin, dem Initiator der Olympischen Spiele der Neuzeit. Die fünf olympischen Ringe, heißt es, würden durch die fünf Disziplinen reflektiert werden. Wer will schon an solch einer Tradition rütteln?

Wie Trainer Trapp berichtet, hat der Präsident des Weltverbandes, der Deutsche Klaus Schormann, zudem vor einem Jahr herausgefunden, dass die fünf Disziplinen auch schon im Koran aufgeführt sind. Sicher ist sicher. Die Unterstützung der islamischen Vertreter im Internationalen Olympischen Komitee kann nur hilfreich sein. Robert Trapp jedenfalls ist sehr zuversichtlich, dass der Moderne Fünfkampf olympisch bleiben wird. Das sei außerordentlich wichtig, weil man nur so ausreichend finanziell bezuschusst werde, erklärt er.

Training von früh bis spät

Berlin verfügt über beste Trainingsbedingungen für Moderne Fünfkämpfer. Auf dem Olympiagelände können alle fünf Disziplinen an einem Ort ausgeübt werden. Das sei einmalig in Deutschland, so Trapp. So erstaunt es auch nicht, dass vier der acht deutschen WM-Teilnehmer aus Berlin kommen. Unter anderem Eric Walther, der Weltmeister von 2003 und Vorzeigeathlet der deutschen Fünfkämpfer. Im Juniorenbereich ist vor wenigen Wochen die 17-jährige Berlinerin Ronja Döring Europameisterin geworden.

„Wir haben weder qualitativ noch quantitativ ein Nachwuchsproblem. Viel mehr können wir gar nicht aufnehmen, weil wir sonst an unsere Kapazitätsgrenzen stoßen würden“, sagt der 36-jährige Trainer. Er ist insgesamt für 65 Athleten verantwortlich, die den Sport leistungsorientiert ausüben. Eine kleine Familie sei das, so Trapp, aber man könne in so einem Rahmen viel bewegen.

Die Pferde werden vom Berliner Senat gestellt. Die Sportausrüstung kann man sich in gebrauchtem Zustand preisgünstig über das Internet besorgen. Entgegen allen Klischees, erklärt Trapp, sei der Moderne Fünfkampf in Deutschland weder elitär noch militaristisch.

Eiserne Disziplin jedoch dürfte vonnöten sein, um darin zu bestehen. Die talentierten Jugendlichen in Berlin beginnen bereit morgens vor der Schule zu trainieren und haben das Pensum der fünf Disziplinen oft erst abends gegen 20 Uhr hinter sich gebracht. Finanziell auszahlen wird sich das nie. Dafür bleibt die Aussicht auf den Gewinn einer olympischen Medaille bestehen. JOHANNES KOPP