: Vielleicht ist sie auch tot
Die Polizei rechnet im Fall Maddie mit dem Schlimmsten: Ist das Mädchen tot? Und sind gar ihre Eltern schuldig?
Seit über hundert Tagen ist ihre Tochter Madeleine verschwunden. Gerry und Kate McCann weigern sich, den Ferienort in der Algarve, wo sie zuletzt gesehen wurde, zu verlassen, auch wenn viele Bewohner sich längst Ruhe wünschen. Am Samstag feierten die McCanns dort einen Gedenkgottesdienst. Sie leben nun mit einem Verdacht, den die britischen Boulevardmedien anfangs noch als eine riesige Unverschämtheit bezeichneten, als ihn eine deutsche Radioreporterin beim Besuch der Eltern in Berlin äußerte. Er ist so präsent wie das Gesicht der kleinen blonden Maddie auf den zahlreichen Unterstützer-Internetseiten. Haben ihre Eltern etwas mit der Sache zu tun? Die Tabloids in der Heimat der McCanns finden es gar nicht mehr unverschämt, danach zu fragen. Die riesige Medienkampagne, die das Ärzteehepaar unmittelbar nach dem Verschwinden angestoßen hat, wendet sich gerade gegen sie. In seinem Blog schreibt der Vater, die Journalisten würden sehr aufdringlich. Aus Verbündeten sind Gegner geworden.
Seit einigen Tagen schon ist von Blutspuren die Rede, die britische Forensikspezialisten in der Ferienwohnung gefunden haben, aus der Madeleine verschwand. Jemand habe wohl versucht, die Spuren zu verwischen, derzeit werden sie in einem Labor untersucht. Das Ergebnis wird in den kommenden Tagen veröffentlicht. Zum ersten Mal hat nun auch die portugiesische Polizei nicht mehr ausgeschlossen, dass das Mädchen tot ist. Vater Gerry McCann gab sich daraufhin entrüstet. Er sei immer davon ausgegangen, sie suchten nach seiner lebendigen Tochter.
Bisher wurden 450 Menschen von den Polizisten überprüft. Tausende meldeten, sie hätten Madeleine gesehen. Die Belohnung beträgt immerhin 3,7 Millionen Euro. Etwa 1,4 Millionen Euro wurden bisher über die Maddie-Homepage gespendet. Die Eltern haben gerade erst einen Kanal für verschwundene Kinder auf der Videoplattform YouTube eingerichtet. Das Medieninteresse gilt anderen Dingen: vor allem dem Ergebnis der Blutanalyse, das mehr Klarheit bringen wird. Wie schnell die Stimmung danach wieder kippen könnte, hat der Fall des deutschen Teenagers Marco gezeigt, dem man in der Türkei zwischenzeitlich vorwarf, eine Engländerin missbraucht zu haben. Da schwankte das Boulevard-Indizienurteil von „nicht vergewaltigt“ über „vergewaltigt“ zu „doch nicht vergewaltigt“. Vielleicht stellt man sich im Fall Maddie besser nicht vor, was denn wäre, wenn … GERN