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Archiv-Artikel

Typisch deutsche Diskussion

betr.: „Mädchenimpfung gegen Krebs: Alles Lüge?“

Um die Bremer Aktion besser beurteilen zu können, ist ein Blick nach England sinnvoll. Dort ist die Rate der an Gebärmutterhalskrebs Gestorbenen niedriger als bei uns, obwohl die Vorsorgeuntersuchungen deutlich unangenehmer sind als bei uns. Die Frauen werden alle angeschrieben, gegebenenfalls angerufen und zur Teilnahme gedrängt. Folge: 90 Prozent Teilnahmerate, bei uns vielleicht 70 Prozent, deswegen bessere Ergebnisse.

Die Frage stellt sich also, ob durch Verzicht auf Ermahnungen eine höhere Sterberate akzeptiert wird oder nicht. Das Problem bei der Impfung ist ja, dass sie meist von den Frauen gewünscht wird, die ohnehin zur Vorsorge gehen. Also hat man bei den 12- bis 18-Jährigen wenigstens in der Schule die Möglichkeit, die zu erreichen und zu impfen, die später nicht mehr zur Vorsorge gehen.

Bezüglich „Vorsorgezwang“ halte ich es für eine typisch deutsche Diskussion, dass man in dem 1 Prozent Zuzahlung für die Vorsorgebewussten keinen Bonus sieht, sondern in der unveränderten 2-Prozent-Zuzahlungsgrenze eine Strafe für die Leichtsinnigen.

HEINZ DE MOLL, Frauenarzt, Wuppertal