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Archiv-Artikel

Schweiß und Hosenfalten stoppen Körperscanner

LUFTSICHERHEIT Die in Hamburg getesteten Bodyscanner produzierten zu viele Fehlalarme, es musste oft mit der Hand nachkontrolliert werden. Deshalb werden die Geräte jetzt nicht an deutschen Flughäfen eingesetzt. Startzeitpunkt für neue Testphase unbekannt

Für Deutschland kommen Röntgenscanner nicht in Frage, heißt es aus Sicherheitskreisen

VON SEBASTIAN ERB

BERLIN taz | Als der damalige Innenminister Thomas de Maizière (CDU) Ende September 2010 den Testlauf für zwei Körperscanner auf dem Hamburger Flughafen startete, klang alles so einfach. Das Sicherheitsniveau werde erhöht, sagte der Minister. Und für viele Passagiere entfalle nun das lästige Abtasten des Körpers. De Maizière lächelte, als er sich mit erhobenen Händen in den Scanner stellte.

Es war dann aber doch alles viel komplizierter als gedacht. Deshalb wird die Einführung der neuen Kontrollgeräte an deutschen Flughäfen auf unbestimmte Zeit verschoben. Das teilte das Bundesinnenministerium am Mittwoch mit. Die Geräte seien noch nicht ausgereift für einen flächendeckenden Einsatz. In zu vielen Fällen müsse per Hand nachkontrolliert werden. „Die Bundespolizei wird die Entwicklung auf diesem Gebiet weiter eng begleiten“, sagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU). Ziel seien Geräte, die „sowohl unseren hohen Sicherheitsansprüchen genügen als auch dem Passagieraufkommen Rechnung tragen“. Aus Regierungskreisen heißt es, es sei im Moment aber gar nicht absehbar, wann mit einem weiteren Feldtest begonnen werden kann.

Die Scanner produzierten demnach sehr viele Fehlalarme. Fast 80 Prozent der Alarme, die die Geräte auslösten, waren überflüssig. Die Gründe sind banal: Schon bei Falten in der Kleidung oder zu viel Achselschweiß schlugen die Scanner an. Es waren fast immer Nachkontrollen nötig. Zwar habe die zuständige Firma die Software immer weiter verfeinert, die Verbesserungen seien aber nicht ausreichend gewesen. Rund 809.000 Menschen liefen freiwillig durch die Scanner in Hamburg. Die Testphase war auf zehn Monate verlängert worden, Ende Juli wurden die Scanner wieder abgebaut.

Die auch als „Nacktscanner“ in Verruf geratenen Körperscanner sind aus verschiedenen Gründen umstritten. Unter anderem wurde ein Eingriff in die Intimsphäre kritisiert. Bei dem nun getesteten Modell sind die Körperformen der Passagiere allerdings nicht zu erkennen. Es wird vielmehr an einem Strichmännchen mit einem gelben Rechteck die Stelle markiert, an der verdächtige Gegenstände vermutet werden. Die Geräte senden Milimeterwellen aus, die als unbedenklich für die Gesundheit gelten.

Die Europäische Kommission erarbeitet gerade an einer Verordnung, die Körperscanner an EU-Flughäfen zulassen soll, eine Vorschrift soll es aber nicht geben. Offen ist, ob auch Röntgenscanner erlaubt werden. Diese werden in Großbritannien und Finnland getestet. Für Deutschland kommen Röntgenscanner nicht in Frage, heißt es aus Sicherheitskreisen.

Im Gegensatz zu den bisher eingesetzten Metalldetektoren können die Körperscanner nicht nur Gegenstände aus Metall erkennen, sondern etwa auch ein Keramikmesser oder Plastiksprengstoff. Im Körper versteckte Gegenstände bleiben weiter unerkannt.

Sollten die Körperscanner eines Tages flächendeckend eingeführt werden, müssen sich die Steuerzahler auf hohe Kosten einstellen. Mehr als 100.000 Euro kostet ein Gerät, nicht eingerechnet sind Betriebskosten und Umbauten an den Flughäfen. Für die meisten Flughafenkontrollen ist der Bund zuständig, er müsste 180 sogenannter Torsonden durch Körperscanner ersetzen. Die beiden Testscanner stehen jetzt wieder im Labor.