: OFF-KINO
LARS PENNING
Das Interesse der Scherenschnittkünstlerin Lotte Reiniger am Film wurde geweckt als sie sich im Jahr 1915 einen Vortrag des Schauspielers und Regisseurs Paul Wegener anhörte, der unter anderem auch über die Möglichkeiten des Trickfilms referierte. Um an Wegener, seinerzeit einer der größten Bühnenstars an Max Reinhardts Deutschem Theater, heranzukommen, schrieb sich Reiniger für zwei Jahre an Reinhardts Schauspielschule ein und schnitt im Theater Silhouetten der damals bedeutendsten Schauspieler. So lernte sie auch Wegener besser kennen, der sie beauftragte, Silhouetten für die Zwischentitel seines Filmes „Der Rattenfänger von Hameln“ (1918) anzufertigen. Nach einigen Kurzfilmen nahm Reiniger ab 1923 mit „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ dann den ersten abendfüllenden Animationsfilm der Welt in Angriff. Als Inspirationsquelle für ihre filigranen Silhouetten dienten Reiniger Motive aus den Märchen von „1001 Nacht“: Prinz Achmed streitet mit einem bösen afrikanischen Zauberer um die schöne Pari Banu, die er aus der Hand von Dämonen befreien muss und macht dabei die Bekanntschaft von Aladin mit dessen Wunderlampe man das Tor zur Zauberinsel Wak-Wak öffnen kann.Ein finanzieller Erfolg war das ungewöhnliche Meisterwerk beim Kinostart in Deutschland damals übrigens nicht. Die Vorstellung begleitet Susanne Schaak an der Welte-Kinoorgel (28. 12.–29. 12., Filmmuseum Potsdam).
Das Theater von Max Reinhardt und sein Umkreis verhalfen auch der Schauspielerin Pola Negri und dem Regisseur Ernst Lubitsch zu einer Bekanntschaft, die in eine fruchtbare langjährige Zusammenarbeit mündete. In der wunderbar verspielten Groteske „Die Bergkatze“ (1921) verkörpert die exaltierte Mimin eine fesche Räubertochter, die sich an den strafversetzten Frauenschwarm eines Militärregiments heranmacht, der einer Grenzfestung in den Bergen vorsteht. Lubitsch inszeniert das Geschehen mit boshaft-charmantem Humor in komplett stilisiertem Dekor und präsentiert fröhliche Räuber, die „Üb immer Treu und Redlichkeit“ singen. Auch bei dieser Vorstellung gibt es mit Peter Gotthardt am Klavier musikalische Begleitung (28. 12., Filmmuseum Potsdam).
Der Weihnachtsfilm diesmal erst nach Weihnachten: In Oliver Diekmanns „Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“ (2011) tritt mit Niklas Julebukk (Alexander Scheer) ein junger und recht rebellischer Weihnachtsmann auf, der sich mithilfe der Kinder Ben und Charlotte fiesen Mächten entgegenstemmt, denen allein der Kommerz des Festes am versteinerten Herzen liegt. Eine fantasievolle Abenteuergeschichte nach einem Kinderbuch von Cornelia Funke für ein avisiertes Publikum von 6- bis 11-Jährigen (28. 12., Arsenal 2).