piwik no script img

Archiv-Artikel

Admiral Black rocken auf der psychedelischen Welle, während Samavayo Led Zeppelin nachstellen

In Filmkritiken soll man ja nicht das Ende verraten. Bei CD-Rezensionen ist das nicht so schlimm, deshalb: Ganz am Schluss wird „Phantasmagoric“ noch mal laut. Und böse. Da legen Admiral Black die Instrumente weg und spielen ein bisschen an den Knöpfen, da knackt und bizzelt es, meldet sich die Technik noch mal zu Wort. Aber eine, und das ist deutlich zu hören und deshalb wohl wichtig: analoge Technik. Man kann die Kondensatoren und Spulen und Drähte geradezu glühen sehen, die da gequält werden. Hier, das soll dieser abschließende Atonalausbruch wohl signalisieren, wird Musik nicht im Computer errechnet, sondern noch mit der Hand gemacht. Shaun Mulrooney, der hinter Admiral Black steckt, mag seine irische Heimat verlassen, in den USA gelebt haben und mittlerweile in Berlin angekommen, also ziemlich in der Welt herumgekommen sein, aber musikalisch geht die Reise ganz konsequent in Richtung Vergangenheit. Zusammen mit dem Produzenten Earl Harvin erforscht Mulrooney, der es in Irland als Vorsteher einer Band namens Humanzi bereits zu einer gewissen Bekanntheit gebracht hat, den psychedelischen Rock der späten Sechziger und frühen Siebziger. Mit viel Liebe zum Detail rekonstruieren die beiden diese Epoche: Das beginnt damit, dass die Gitarren mal elektrisch verstärkt, mal nur akustisch angeschlagen werden, aber doch tatsächlich immer noch als solche zu erkennen sind – und eben nicht, wie es heutzutage üblich ist, digital bearbeitet, im Rechner vervielfacht und zu monströsen Wänden hochgerechnet wurden. Auch sonst hält sich das Duo tapfer an die Überlieferung: Nicht jeder Song zündet, ein herausragender Hit fehlt, dafür ist das Klangbild gewaltig verhallt, der Gesangsvortrag überzeugend schluffig, sind die Melodien angemessen verträumt und ist der Gesamteindruck schön kuschelig.

In ähnliche geschichtliche Untiefen begeben sich auch Samavayo. Das Berliner Quartett existiert zwar schon seit gut zehn Jahren, legt mit „Cosmic Knockout“ aber erstmals ein wirklich konsequentes Album vor. Mit geradezu akribischer Lust stellen Samavayo jenen Moment nach, in dem ungefähr Mitte der siebziger Jahre der klassische Hard Rock zum überfrachteten Heavy Metal verkommt. Sänger Behrang Alavi findet genau den Tonfall, der zwischen dem sexgeschwängerten Vortrag eines Robert Plant und dem nachfolgenden opernhaften Gejodel einer Generation von Rockbands changiert, die dann als Hair Metal verspottet wurden. Die Gitarrenarbeit zitiert einerseits die klaren, einfachen Riffs von Black Sabbath oder Deep Purple, macht andererseits mit verschnörkelten Soli und vertrackten Rhythmen aber deutlich, wie das Genre später an den eigenen Ambitionen, musikalisch endlich ernst genommen zu werden, scheiterte und zur prätentiösen Lachnummer verkam. Auch diesen Aspekt kann man bei Samavayo – ob nun gewollt oder nicht – deutlich hören. Wäre also „Cosmic Knockout“ ein Film, dann wohl eine Actionfilm, der sich nicht allzu ernst nimmt. Und wie der ausgeht, ist ja egal: Hauptsache, es knallt. THOMAS WINKLER

■ Admiral Black: „Phantasmagoric“ (Hazelwood Vinyl Plastics/ Rough Trade)

■ Samavayo: „Cosmic Knockout“ (Setalight/Rough Trade)