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Archiv-Artikel

hamburger szene Kein Platz für zwei

Fahrradfahrer haben es in Hamburg nicht leicht. Auf der Straße drängeln Autos sie zur Seite, deren Fahrer beschimpfen sie lauthals: Sie sollen doch gefälligst den Radwegen benutzen.

Auf den meist rot markierten Radwegen laufen allerdings permanent Fußgänger, ohne auch nur zu gucken, ob da jemand radelt. Manche blockieren ihn auch einfach ganz. Und klingelt der dann doch mal vorhandene Radler zaghaft, bekommt er als Antwort mit Sicherheit keine Entschuldigung.

Ein besonders heißes Pflaster für Radler ist das Schanzenviertel. Baustellen und Autoschlangen machen das Radfahren zu einer Tortour, oft bleibt zum Ausweichen nur der Gehweg.

Neulich zum Beispiel: Vorsichtig wechsle ich von der Straße auf den Bürgersteig. Ich finde das nicht problematisch, schließlich ist der Gehweg breit genug für Radler und Fußgänger. Zehn Meter vor mir steht ein Mann auf dem Weg, redet mit einem Obdachlosen. Vor ihm steht ein Kinderbuggy, Platz ist keiner. Ich klingle, bremse und warte, doch es kommt keine Reaktion.

Ich klingle erneut. Der Mann reagiert, aber nicht so, wie ich erwartet habe. Anstatt den Kinderwagen wegzuziehen, schiebt der Mittdreißiger mir mit einem lauten Fluchen den Buggy komplett in den Weg. „Was fällt dir ein zu klingeln!“, schreit er. Ich bremse heftig, fahre dennoch gegen den Kinderwagen. „Benutz gefälligst die Straße.“ Die Kinder weinen, ich bin sprachlos. Drei Meter Gehweg. Platz ist nur für einen.

Birte Staude