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Archiv-Artikel

„Wandlung durch Annäherung“

betr.: „Frieden schaffen. Auch mit Waffen“, taz vom 11. 8. 07

Militärische Einsätze, um Frieden, Freiheit und Entwicklung zu erreichen mit dem Hinweis auf angeblich geänderte Realitäten: Wenn man die Artikel in Le Monde diplomatique (Aug. 2007/S. 8/9) zum Thema britische Kolonialpolitik in Indien liest, wird einem bestätigt, wie wenig sich die Konstellationen geändert haben. Das geht bis in unappetitliche Einzelheiten: Die Franzosen erstickten in Algerien Aufständische mit Schwefelfeuern, die Amerikaner setzen heute Benzinbomben ein. Die „Entwicklung“, die Osmanovic befördern möchte,liegt also wohl nur auf waffentechnischem Gebiet.

Die Grundidee von Willy Brandts Ostpolitik beschrieb Egon Bahr mit dem Begriff „Wandlung durch Annäherung“ und strebte zunächst umfassende Sicherheitsverträge an. Diese Politik war ein Glücksfall in der Nachkriegsgeschichte. Leider ist die jetzige Politikergeneration nicht in der Lage, die gleichen Grundsätze auch zum Beispiel auf den Nahostkonflikt anzuwenden. Stattdessen wird ein Land nach dem anderen durch eine Kombination von wirtschaftlichen Boykottmaßnahmen und Militäraktionen ruiniert. Weltinnenpolitik würde voraussetzen, dass der einzige Global Player USA eine uneigennützige, dem Ganzen verpflichtete Haltung einnehmen würde. Stattdessen gilt weiter die Parole: Teile und herrsche. Die völlig einseitige Haltung der USA zum Beispiel im Nahostkonflikt wurde zuletzt vom UN-Beauftragten Álvaro de Soto dokumentiert.

Der Artikel ist nicht wissenschaftlich fundiert, sondern reine Parteipolitik. PETER FREUDENTHAL, Hamburg