piwik no script img

Archiv-Artikel

Schauspieler. 11. März 1927 – 11. September 2014 Joachim „Blacky“ Fuchsberger

VON RALF BAUER

Blacky und ich haben gemeinsam in „Tristan und Isolde“ gespielt, mit „Der Priestermacher“ standen wir 180-mal zusammen auf der Bühne. Bei den Dreharbeiten zu „Tristan“ nannte er mich seinen „Vizesohn“. Blacky war vieles – ein toller Schauspieler mit Leib und Seele, ein guter Talkmaster, ein hervorragender Redner und Gastgeber, im privaten wie auch im öffentlichen Leben, und vor allem einer der großartigsten Menschen, die ich bisher kennen lernen durfte.

Er hatte nie Starallüren oder wollte sich absondern vom Rest des Teams, sondern suchte immer Kontakt zu allen. Als wir im März 1998 in der Bretagne „Tristan und Isolde“ drehten, waren wir in einer Szene gezwungen, bei Eiseskälte, leicht bekleidet, in einem mittelalterlichen Turm zu drehen – eine sehr emotionale Szene, in der ich als Tristan meinen König Marke, den Blacky spielte, bitte, dass er mich nicht mehr des Landes verweise. Eine Szene, in der nicht nur vor der Kamera die Tränen flossen. Blacky blieb auch während Umbaupausen von Kamera und Beleuchtung in der Spannung der Szene und rührte sich nicht von der Stelle – damals war er schon über 70!

Beim selben Film, immer noch in der Bretagne, Blackys Part war bereits abgedreht und er zurück in München, zog ich mir während des Drehs einen Außenband-Kapselanriss zu und die Dreharbeiten mussten unterbrochen werden. Noch am selben Tag rief er an und erkundigte sich nach meinem Wohlbefinden und sprach mir sein Bedauern aus. Erst nachdem ich ihn fragte, wie es ihm ginge, erzählte er mir, dass er selbst mit Lungenentzündung im Bett liege.

Später, bei unseren gemeinsamen Auftritten im „Priestermacher“, gastierten wir eines Tages auch in Freudenstadt. Dort geschah es, dass wir nach etwa 20 Minuten Spielzeit unterbrechen mussten. Der Grund: einer Besucherin war schwindelig. Sie stand kurz vor der Ohnmacht und musste aus dem Saal gebracht werden. Wir unterbrachen die Aufführung für etwa fünf Minuten. Nicht allzu lang also, aber doch lang genug, um den Anschluss des Stückes zu vergessen. Nachdem das „Okay“ aus dem Rang kam, dass wir weiterspielen könnten, schaute Blacky mich an und fragte leise, ob ich noch wüsste, in welcher Szene wir gerade seien. Ich hatte überhaupt keine Ahnung. Er auch nicht. So ging er, einem Talkmaster gleich, an die Rampe, verschmitzt, mit seinem berühmten Schalk im Nacken, und sagte: „Nachdem wir alle ein wenig abgelenkt waren, wollen wir nun mal testen, wer von Ihnen aufgepasst hat: Wer kann mir sagen, wer von uns beiden was zuletzt gesagt hat?“ Er deutete mit einem Finger auf eine Dame in der ersten Reihe, die vor Panik erblasste und leicht stammelnd im tiefsten Schwäbisch die Antwort gab – was Blacky unter dem Gelächter des Publikums ins Hochdeutsche übersetzte, damit jeder wisse, wo wir stehengeblieben waren.

Blacky hatte ein tolles Leben, das sagt seine Gundl, die bei allen seinen Abenteuern dabei war. Und beide hatten trotz ihres hohen Alters, Gundl hat es noch immer, etwas sehr Erfrischendes, welches nach all den Schicksalsschlägen nie verloren ging. Daran orientiere ich mich.

Ralf Bauer, 48, ist Theater- und Filmschauspieler