: Lauwarmes Geplauder
Caroline Korneli und Markus Kavka reden über „Boys“ und „Girls“: Heraus kommt ein bisschen viel gewöhnliche Küchenphilosophie
Caroline Korneli und Markus Kavka haben zusammen ein Buch geschrieben. Das heißt, eigentlich haben sie nur miteinander geredet, und ihr Gerede über Männer und Frauen dann aufschreiben lassen. Diese Mündlichkeit merkt man der „Nudelsuppe“ leider nur zu sehr an: Das Ganze kommt recht ziellos und suppig daher. Da hilft es auch nicht, dass die Redaktoren versucht haben, dem Buch mit ach so markanten Kapitelüberschriften wie „Können Typen ihre Mädchen in der Höhle noch mit Frischfleisch versorgen?“ oder „Keine Frau will kittelschürzenlockenwicklerbescheuert sein“ eine gewisse Struktur zu verleihen.
Zum Inhalt: In ihrem Vorwort verspricht Caroline Korneli, dass man „in diesem Buch etwas über Männer und Frauen – und nichts über Nudelsuppe“ lerne. Lustigerweise spielen für Markus Kavka aber die Schinkennudeln, die ihm von seiner Koautorin kredenzt wurden, eine nicht unwesentliche Rolle. In seinem Vorwort lädt er die Leser ein, mit am Küchentisch zu sitzen, in der Hoffnung, „dass die eine oder andere Passage dieses Buchs sich trotz der unvermeidlichen persönlichen Färbung auf das große Ganze übertragen lässt“. Nun ja. Zwar freuen wir uns alle, dass Herrn Kavka „diese Gespräche Mut gemacht und geholfen“ haben, und stimmen gerne zu, dass es besser wäre, wenn Frauen wie auch Männer öfter sagten, „was sie nicht so gut finden“. Aber abgesehen von dieser nicht gerade revolutionären Erkenntnis wird einfach ein bisschen zu viel an gewöhnlicher Küchenpsychologie serviert.
Dabei waren die Ingredienzen eigentlich recht gut gewählt, zumindest wenn man daran glaubt, dass eine gewisse Unterschiedlichkeit der Zutaten den Reiz eines jeden Gerichts ausmacht. Caroline Korneli, geboren 1981 und damit gut unter 30, wuchs bei ihrer allein erziehenden Mutter in Dresden auf und hat schon zwei Kinder. Markus Kavka ist bereits 40, stammt aus der bayerischen Provinz und kommt im Gegensatz zu Korneli aus einer ganz und gar „geordneten“ Familie. Selbst hat er aber, obwohl er in seiner jetzigen Beziehung sehr glücklich ist, noch keine Kinder. Beide arbeiten für MTV, und beide, so erfährt man im Kapitel „Markus wird ein Mann“, hatten zu Beginn ihres Liebeslebens so ihre bitteren Erfahrungen. Nur: Wer hat die nicht? Und was bringt es, zu lesen, dass es Personen des öffentlichen Lebens wie Korneli und Kavka auch nicht anders erging?
Was wir sonst noch lernen: Markus Kavka kann sich, wie viele, nicht so recht entscheiden, ob er nun weiter dem Ideal einer dauerhaft glücklichen Monogamie hinterhereilen oder ob er sich von dieser Hoffnung verabschieden sollte. Caroline Korneli tun die Männer ganz schön leid, weil sie sowohl männlich als auch sensibel sein sollen. Deshalb findet sie auch, dass man ihnen ihre letzten Privilegien (wie zum Beispiel den Platz im Vorstand von BMW oder den des Regalaufbauers) nicht auch noch wegnehmen sollte. Paradoxerweise steht sie aber genau deswegen auf George Clooney, weil er ihr ebendiese „ausgewogene Mischung aus Härte und Sanftheit“ zu verkörpern scheint. Man weiß also, dass es nix Perfektes gibt – aber man hört nicht auf, es trotzdem haben zu wollen.
Außerdem berichtet Korneli, wie sie entjungfert wurde, und wir erfahren, dass die beiden Autoren die Konvention des Cum-Shots in Pornos unterschiedlich beurteilen. Kavka glaubt darin die Überlegenheit des ejakulierenden Mannes zu erkennen, während sich Korneli davon wenig beeindrucken lässt. Manchmal möchte man, wenn es allzu intim wird, ganz so viel dann doch nicht wissen. Doch andererseits sind es wiederum gerade die persönlichen Erlebnisse, die für die seltenen schmackhafte Einlagen in dieser sonst eher faden „Nudelsuppe“ sorgen, wie zum Beispiel die Anekdote vom Kinderwagenrad, das Korneli einmal mitten auf einer Kreuzung im strömenden Regen verloren hat.
Immerhin überlebt Kornelis Schlagfertigkeit zumindest stellenweise die Übertragung ins Schriftliche. Markus Kavka hingegen bleibt der etwas zu liebe Frauenversteher, der er eigentlich nicht mehr sein mag. Über beide erfährt man zwar, dass sie wohl zwei recht nette Zeitgenossen sind, aber über Männer und Frauen, oder auch „Boys vs. Girls“ im Allgemeinen, lernt man – trotz Kornelis anders lautendem Versprechen – eher wenig oder doch zumindest wenig Neues: eine lauwarme „Nudelsuppe“ eben. MARGRET FETZER
Caroline Korneli, Markus Kavka: „Mach mir mal ’ne Nudelsuppe, bevor ich dich besudel, Puppe!“ Rowohlt Verlag, 224 Seiten, 8,90 €