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Archiv-Artikel

Mysteriöser Konvoi durch die Sahara

LIBYEN Eine hochrangig besetzte Wagenkarawane aus Libyen durchquert den Nachbarstaat Niger. Aber Gaddafi bleibt verschollen. Venezuelas Hugo Chávez ruft ihn zum Widerstand auf

TRIPOLIS/CARACAS afp/taz | Die Fahrt eines großen libyschen Konvois in den Niger hat Spekulationen über eine Flucht von Muammar al-Gaddafi ins Exil genährt. Es seien zwar „einige Persönlichkeiten“ aus Libyen eingetroffen, aber weder Gaddafi noch einer seiner Söhne, sagte der Außenminister des westafrikanischen Landes, Mohammed Bazoum, am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP.

Die militärischen und zivilen Fahrzeuge hätten laut nigrischer Armee Montagabend die Grenze in den Niger überquert. Ein Sprecher der neuen libyschen Führung bestätigte die Fahrt eines Konvois von rund 200 Fahrzeugen, die die Grenze zwischen Libyen und dem Niger überquert hätten. „Aber wir können nicht sagen, wer in dem Konvoi saß“, sagte Dschalal al-Gallal.

In solchen Wagenkolonnen seien aber für gewöhnlich Gaddafi oder seine Söhne unterwegs. Nigers Außenminister sprach von „einigen Persönlichkeiten mehr oder weniger wichtigen Ranges“. Es sei aber niemand „aus der ersten Reihe“ dabei, „am wenigsten Muammar al-Gaddafi und einer seiner Söhne“.

In den vergangenen Tagen sollen sich bereits Vertraute Gaddafis in den Niger abgesetzt haben. Laut Vertretern des Nomadenvolks der Tuareg seien Gaddafis Sicherheitschef Mansur Daw und rund zehn weitere seiner Getreuen am Sonntag über Agadez weiter nach Niamey gereist. Viele Tuareg standen während Gaddafis Herrschaft hinter dem Machthaber, da er das Nomadenvolk begünstigte.

In Libyen, im Niger, in Mali, Algerien und Burkina Faso leben insgesamt rund 1,5 Millionen Tuareg. Im Libyenkonflikt sollen rund 1.500 frühere Tuareg-Rebellen auf Gaddafis Seite gekämpft haben. Nach dem Einmarsch der Aufständischen in Tripolis sind die meisten von ihnen in den Niger zurückgekehrt. Der Niger hatte den Übergangsrat im August als Vertreter des libyschen Volkes anerkannt.

Gaddafi hat aber noch Freunde in Übersee. Venezuelas Staatschef Hugo Chávez ermunterte seinen libyschen Verbündeten zum Widerstand. In einem Telefoninterview mit dem Staatsfernsehen rief er am Sonntag außerdem die Brics-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) auf, die „Barbarei“ der Nato in Libyen durch eine „Gegenoffensive“ zu beenden. Wenige Tage nach Gaddafis Sturz hatte Chávez eine Vermittlungsinitiative der Afrikanischen Union von Ende Februar aufgegriffen. Seiner Ansicht nach sei Gaddafi „weit davon entfernt, Libyen zu verlassen“.