: Geschichte für Geduldige
KULTURGESCHICHTE Der Tag des offenen Denkmals lädt mit unzähligen sonst unzugänglichen Kulturdenkmälern zum Streifzug durch die Geschichte
Man muss schon ein wenig Interesse an Geschichte und ihrem Niederschlag in Gebautem oder sonstwie Hinterlassenem mitbringen. Und ein wenig Geduld beim Studium des umfangreichen Programms. Dann lassen sich am diesjährigen Tag des offenen Denkmals, dem deutschen Beitrag zum European Heritage Day, unter den bundesweit rund siebeneinhalbtausend historischen Bauten und Stätten echte Kracher entdecken – die mitunter nicht gerade mit dem Erhalt alter Kulturdenkmäler in Verbindung gebracht werden: Zum Spaziergang über das Gelände der ersten Dynamikfabrik Alfred Nobels beispielsweise lädt am Mittag der Förderkreis Industriemuseum Geesthacht ein. Hier hat der schwedische Chemiker, Theaterautor und Preisstifter den Sprengstoff 1866 entwickelt. Nicht gesprengt worden sind ein Wasserturm zur Versorgung der Nitrozellulosefabrik und jede Menge Bilder, die es während eines Vortrags zu sehen gibt.
Die meisten der vielen sonst gar nicht zugänglichen und nicht selten unscheinbaren Kulturdenkmäler aber haben eine ruhigere Geschichte, die sich erst bei genauem Hinsehen überhaupt erschließt. Die Begräbnisstätte der Stecknitzfahrer neben der Berkenthiner Kirche ist etwa nur ein kleiner Hinweis auf ein regional bedeutsames Kapitel der Industriegeschichte, auf das nicht weit entfernt auch die Palm- und Dückerschleuse oder der Alte Kran im Lüneburger Hafen verweisen: Der Stecknitzkanal hat als erster Wasserscheidenkanal Europas die Region zwischen Lüneburg und Lübeck seit dem 14. Jahrhundert entscheidend geprägt: 500 Jahre lang wurde hier das „weiße Gold“ transportiert, bis der alte Kanal im 19. Jahrhundert vom Elbe-Lübeck-Kanal abgelöst wurde.
Besonders in den Blick nimmt der Denkmal-Tag dieses Jahr unter dem Motto „Romantik, Realismus, Revolution“ das 19. Jahrhundert. MATT
■ So, 11. 9., www.tag-des-offenen-denkmals.de