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WO DIE NPD SICH KOMMUNALE HOFFNUNGEN MACHTBeliebtes Personal

„Sturmfest und kompetent“, so steht es auf dem Plakat mit dem Bild von Friedrich Preuß. Die Anspielung auf das Niedersachsenlied soll dem NPD-Politiker bei den anstehenden Kommunalwahlen den Wiedereinzug in den Helmstedter Stadtrat garantieren, dem er seit bereits 20 Jahren angehört.

Ein gewisses kommunalpolitisches Geschick attestiert Preuß sogar der Helmstedter Bürgermeister Heinz-Dieter Eisermann: Von den zwei NPD-Ratsmitgliedern sei Preuß „der aktivste“, sagt der Parteilose. Und: „Wenn er sich zu Wort meldete, war das immer sachlich. Wäre er nicht in der Partei, könnte man zustimmen.“

Worte, die der NPD gefallen dürften, wirbt sie doch selbst mit ihrer „eingespielten und erfahrenen Mannschaft in Stadt und Kreis“. Tatsächlich hat die Partei hier, im einstigen Zonenrandgebiet, mehrere Mandate inne. So zog in Süpplingen, rund 1.700 Einwohner, Adolf Preuß 1968 erstmals in den Rat – und blieb, mit lediglich einer Unterbrechung, in dem Gremium. Der ältere Bruder Friedrich Preuß’ ist beliebt wegen seiner Hilfsbereitschaft. Als Journalisten ihn einmal zu Hitler befragen, antwortete Adolf Preuß, dazu habe „ja jeder eine andere Meinung“. Und sein Bruder fügte an: „Zu Auschwitz sagen wir nichts, weil wir uns sonst strafbar machen würden.“

Vor vier Jahren musste sich Adolf Preuß entscheiden zwischen Gesinnung und Glauben. Nachdem er fast 20 Jahre lang im Vorstand der örtlichen evangelischen Kirche gesessen hatte, lösten Recherchen auch der taz eine Debatte aus. In Gesprächen mit Kirchenvertretern wurde Preuß gefragt, ob die Würde eines Menschen von der „Volkszugehörigkeit“ abhänge. Preuß antwortete – am Ende entließ ihn der Propsteivorstand.

Seit April bereits will die NPD in der Region Wahlkampf-Faltblätter verteilt haben. „Das ist Propaganda“, sagt Bürgermeister Eisermann. Die Partei trete mitnichten verstärkt auf.Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland

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