: Gut gegen Tuberkulose, gut gegen Asthma
REGGAE Der Reggaesänger mit der schönsten Stimme ist Peter Tosh. Am Sonntag jährt sich sein Todestag
Er war Musiker, Menschenrechtler, Revolutionär, Rebell und neben Bob Marley und Bunny Wailer Mitglied der bis heute erfolgreichsten und einflussreichsten Reggaeband, The Wailers: Peter Tosh. Die Gründung der Wailers, 1963, markiert auch den Beginn des Reggae. Zuvor war Ska die dominierende Musikrichtung auf Jamaika. Reggae verlangsamte den Beat des Ska, die Bläser mussten im Mix dem Bass weichen.
„Simmer Down“, ihren ersten Nummer-eins-Hit in Jamaika sangen die Wailers 1964 im legendären Studio One von Clement Seymour „Sir Coxsone“ Dodd. Schon darauf hörte man Toshs kratzige und voluminöse Stimme deutlich.
Winston Hubert McIntosh, wie Tosh bürgerlich hieß, wollte seine musikalische Begabung aber nicht in Bob Marleys Schatten stellen. 1973 verließ er die mittlerweile in Bob Marley and the Wailers umbenannte Formation und startete eigene Musikprojekte. So gründete er die Band Word, Sound and Power, berühmt wurde er jedoch mit seinen Soloalben.
Unvergessen bleibt „Legalize it“, seine bis heute bekannteste Cannabis-Hommage und gleichzeitig das Paradestück des „Stepping Razor“, Toshs Spitzname, den ihm sein hitziges Temperament eingebracht hatte. Womit wir auch schon bei seinem Lieblingsthema angelangt wären: Marihuana. In „Legalize it“ besingt der Rasta mit der unverwechselbar freundlichen und warmen Stimme die heilenden Fähigkeiten von Hanf mit Hingabe: „It’s good for the flu, it’s good for asthma, good for tuberculosis.“
Mystic Man
In symbiotischer Ergänzung seiner Gesangslinie und eines hüpfenden Basses trägt Tosh seine Forderung mit Nachdruck vor. „Ganja“ war in seinen Augen nicht nur bewusstseinserweiternde Droge, „Ganja“ war seine Lebensphilosophie, die er neben „Legalize it“ in „Bush Doctor“ oder in „Na Goa Jail“ preist.
Während seines berühmten Auftritts beim One Love Peace Concert 1978 in Kingston, forderte Tosh in seiner Rede die Legalisierung der Droge und wurde dafür verhaftet.
Eines haben alle Lieder des gitarrespielenden Prayers gemeinsam: Sobald die ersten Takte erklingen, ist man gezwungen, zu tanzen. In allen seinen populären Songs finden sich auch politische Botschaften, sie sind eingebettet in sofort wiedererkennbare Hooklines und Melodien.
Heute hat Reggae längst nicht mehr die eminente Bedeutung wie in den Siebziger Jahren. Eines aber sollte nicht vergessen werden, ohne Peter Tosh und seine Songs wäre Reggae weit unbedeutender. Vielleicht wäre er auch besorgt über die gewalttätige Inhalte vieler aktueller Dancehall-Songs.
Vor 24 Jahren, am 11. September 1987 wurde Peter Tosh von seinem Bekannten Dennis Lobban in seinem Haus in Kingston erschossen. Bis heute bleibt ungeklärt, ob diese Tat einen politischen Hintergrund hatte.
„Ich bin ein Mann der Vergangenheit, der in der Gegenwart lebt und gen Zukunft schreitet“, singt Peter Tosh in seinem Song „Mystic Man“. Vergessen wird der Ausnahmemusiker so schnell wohl nicht werden. Dafür sorgt auch Toshs Sohn Andrew, ein Reggaesänger, der das musikalische Erbe seines Vaters weiterträgt. LUISA DEGENHARDT